(Januar 2022) Der Auftrag ist im Haus, die Planung läuft, nun geht es an die Vorbereitung der Fertigung. Lieferanten müssen ausgesucht, Material muss bestellt und Kapazitäten müssen geplant werden. Ein Prozess, der die ganze Erfahrung und das Know-how des Metallbauunternehmens erfordert. Eine wichtige Unterstützung mit nützlichen Hilfen bietet dazu die Metallbaupraxis.
Nach der Auftragserteilung kommt als erstes die Vertragsprüfung ins Spiel. Im Kapitel 1.18.2.1 gibt es eine übersichtliche Checkliste, die Sie systematisch abarbeiten können. Meist werden von Ihren Kunden im Rahmen einer Anfrage, einer Ausschreibung, einer Bestellung oder eines Vertrages Anforderungen an die Qualität des Produktes genannt. Die Checkliste enthält wichtige Anforderungen, die es Ihnen nun ermöglichen, zu klären:
- ob die Angaben des Kunden vollständig und eindeutig sind oder ob eventuell eine Abstimmung mit dem Kunden notwendig ist,
- inwieweit die Anforderungen von Ihrem Betrieb erfüllt werden können,
- welche technischen Regeln, Normen oder Gesetze zu beachten sind.
Die Checkliste kann zum einen als Gedächtnisstütze für die Prüfung von Verträgen verwendet werden, zum anderen aber auch als Formular, das ausgefüllt den Auftragsunterlagen beigelegt wird. Unter Umständen müssen Sie nach der Prüfung der technischen und baurechtlichen Machbarkeit Ihre Planung ändern und Sie müssen schon an dieser Stelle einen Nachtrag beim Kunden einfordern.
Dann geht es in die technische Detailplanung. Auch Dabei hilft wieder ein Blick in die Auftragscheckliste/Technischen Parameter. Achten Sie darauf, dass Sie sich in diesem Prozess sehr eng mit Ihrem Kunden abstimmen und sich Ihre Zeichnung freigeben lassen und eventuell auch Muster in den vertraglichen Rahmen mit aufnehmen. Jede Unstimmigkeit oder jedes Missverständnis, das man ausräumen kann, ist ein Anlass weniger für spätere unschöne Streitigkeiten. Nichts ist unangenehmer, als wenn das Ergebnis der Arbeit des Metallbauunternehmens am Ende nicht den Vorstellungen des Kunden entspricht – selbst wenn die Leistung norm- und qualitätsgerecht erbracht wurde.
Beurteilen Sie die Lieferanten

Bevor es dann an die Materialbestellung geht, ist es sinnvoll die Checkliste zur Lieferantenbeurteilung (Kapitel 1.18.2.2) zu nutzen. In verschiedenen Normen wird gefordert, die Lieferanten oder Unterauftragnehmer auf ihre Eignung hin zu überprüfen. Deshalb bietet es sich an, generell eine Lieferantenbeurteilung durchzuführen und die Ergebnisse zu dokumentieren. Das Ergebnis der Lieferantenbewertung kann sein, dass ein Lieferant als lieferfähig (Klasse 1), beschränkt lieferfähig (Klasse 2) oder nicht lieferfähig (Klasse 3) beurteilt wird.Bei der Materialbeschaffung ist es für das Metallbauunternehmen sinnvoll, einen gut strukturierten Ablauf für die Auswahl der zu beschaffenden Produkte, der Lieferanten, der Lagerhaltung etc. festzulegen. Dabei geht es sowohl um Fertigprodukte, Rohstoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe als auch um Dienstleistungen und die Leistungen von Unterauftragnehmern. Hilfreich ist dabei die Verfahrensanweisung im Kapitel 1.18.4.1 zur Beschaffung. Einen großen Einfluss auf den Ablauf eines gut organisierten Beschaffungswesens hat die Art des zu beschaffenden Produktes. Dabei kann es hilfreich sein, die verschiedenen Produktarten in Wertigkeitsklassen (ABC-Analyse) einzugruppieren. Logisch, dass beispielsweise die Produktart Stahl für ein Stahlbauunternehmen wesentlich wichtiger ist als zum Beispiel Kopierpapier. Demensprechend muss der Bestellprozess gehandhabt werden. Für die Bestellung von Stahl sollte daher ein separater Bestellvordruck verwendet werden, aus dem für den Lieferanten die Stahlart, die gewünschten Werkszeugnisse oder Prüfungen oder eine vorgesehene Materialbearbeitung (zum Beispiel Feuerverzinkung) ersichtlich sind (siehe Kapitel 1.18.3.11 Bestellschreiben Stahl).
Dabei helfen Ihnen zum Beispiel auch die Kapitel 1.6.1 zum Werkstoff Stahl und 1.6.2 zum Werkstoff Nichtrostender Stahl in denen Sie unter anderem die wichtigsten metallbautypischen Eigenschaften und die richtigen Bezeichnungen finden. Gerade in Zeiten von Materialengpässen, muss auch nach Alternativen gesucht werden und es muss geschaut werden, welche Materialsorten eventuell noch die gestellten Anforderungen erfüllen.
Zertifizieren Sie Ihre WPK
Ist das für den Auftrag erforderliche Material bestellt und wird es geliefert, ist es wichtig und für eine Zertifizierung der Werkseigenen Produktionskontrolle erforderlich, die gelieferten Produkte einer dokumentierten Eingangsprüfung zu unterziehen. Auch dabei hilft das Regelwerk.Dabei sollte geprüft werden:
- ob das Produkt den Bestellangaben (Menge, Stückzahl, Oberflächenbeschaffenheit, Funktion, sonstige Spezifikationen, Normen, Vorschriften etc.) entspricht,
- ob die in der Bestellung geforderten Material-, Abnahme-, Werkszeugnisse, Prüfprotokolle vorhanden, vollständig und richtig sind.
Produkte, die unvollständig sind, von der Bestellung abweichen, beschädigt sind oder für die geforderte Zeugnisse und Prüfprotokolle fehlen, sollten durch eine Beschriftung oder sichtbare Markierung für die weitere Verwendung gesperrt werden. Die Abweichungen sollten schriftlich dokumentiert werden und die für den Einkauf zuständige Person sollte umgehend beim Lieferanten reklamieren.
Für die Dokumentation der Warenkontrolle gibt es in der Metallbaupraxis im Kapitel 1.16.5.6 zwei nützliche Vorlagen, die auch für die Werkseigene Produktionskontrolle genutzt werden können. Dazu gehören:
- Anlage 2/1: Wareneingangskontrolle Metallprofile,
- Anlage 2/2: Wareneingangskontrolle Beschläge, Dichtungen, Zubehör.
Mit all diesen nützlichen Hilfen können Sie die Fertigungsvorbereitung in Ihrem Betrieb effektiv und störresistent umsetzen.
20 Jahre Fachregelwerk
Die Metallbaupraxis unter der Lupe
In Ausgabe 11/12.2021
- Eine Erfolgsgeschichte
- Die Aktualisierungen
- So hilft das Fachregelwerk bei der Auftragsakquise
- Unterstützung bei Planung und Konstruktion
- Der Ausblick
- Die Bezugsquellen
In den kommenden M&T-Ausgaben erscheinen Beiträge zu:
- Das Werk und seine Bezieher
- Die Macher und Unterstützer der Metallbaupraxis
- Hilfe bei der Fertigungsvorbereitung
- Unterstützung bei der Fertigung
- Transport und Montage
- Nachbearbeitung
- Die technische Aufbereitung des Fachregelwerks
- Die Nutzung der Fachregel durch die Bezieher