Zwei Architekten arbeiten an einem Computer mit Bauplänen auf dem Tisch.
BIM-Objekte und Planungstools ermöglichen eine bessere Integration von Bauprodukten in digitale Bauprozesse. (Quelle: Dormakaba / AdobeStock, Snowing12)

Technik 2025-06-26T22:00:00Z BIM-Praxis: Bauprodukte werden smarter und nachhaltiger

BIM hat viele Vorteile. So sorgt die modellorientierte Planungs­methode nicht nur für eine bessere Integration von Bauprodukten in digitale Bauprozesse. Sie vereinfacht auch die Beurteilung der Nachhaltigkeit von Bauprodukten und ‑projekten. Wie nutzen Bauprodukt-Hersteller BIM, und was sind ihre Erfahrungen?

Building Information Modeling (BIM) ist bei großen und komplexen Projekten heute Standard, weil alle Beteiligten davon profitieren: Planer durch mehr Effizienz und Planungsqualität, Ausführende durch digitale Angebots- und Bestellabläufe mit weniger Fehlerquellen, Bauherren und Investoren durch transparentere Kosten und Bauprozesse, Gebäudebetreiber durch optimierte Betriebs- und Wartungsabläufe. Bauprodukthersteller und Zulieferer können ihre Produkte in die BIM-Planung früher und besser integrieren. Darüber hinaus ermöglicht BIM eine Beurteilung und Optimierung der Ökobilanz und Nachhaltigkeit von Bauprodukten, die bei der Herstellung, Verarbeitung und Nutzung eine immer wichtigere Rolle spielen.

Ein detailliertes Diagramm, das den BIM-Prozess von der Planung bis zur Wartung darstellt, mit verschiedenen Phasen wie Abriss, Renovierung und technischer Beratung.
Sowohl aus der Sicht von Planern und Verarbeitern als auch aus Herstellersicht bietet BIM in der Projekt-Lebenszyklusbetrachtung zahlreiche Vorteile. (Quelle: Jansen)

BIM-Objekte und BIM-Planungsservice

Quasi als „digitalen Zwilling“ ihrer Produkte offerieren Bauprodukthersteller smarte, parametrisierbare, konfigurierbare und mit Produktinformationen versehene BIM-Objekte für die modellorientierte Planung zum kostenlosen Download auf ihrer Unternehmens-Homepage oder auf cloudbasierten BIM-Objektdatenbanken. Damit zielen sie darauf ab, dass ihre realen Produkte mit dem Einbau in das BIM-Gebäudemodell frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden und bei der Ausschreibung berücksichtigt werden. Außerdem eröffnen BIM-Objekte neue Möglichkeiten für die Produktpräsentation, Dokumentation, Akquisition, für das Marketing oder die Vertriebsunterstützung.

Alle planungsrelevanten Informationen wie Abmessungen, Materialien, Ausführungen, Kosten, technische Spezifikationen, Richtlinien, Zertifizierungen, Brandschutz-, Schallschutz- und bauphysikalische Daten oder Wartungshinweise sind mit den BIM-Objekten verknüpft. Dadurch werden Planungen, Ausschreibungen, Kostenkalkulationen, Berechnungen oder Simulationen präziser, weil genau die Bauteildaten konkreter Baustoffe und Produkte verwendet werden, die später verbaut werden.

Einige Hersteller offerieren auch digitale BIM-Konfiguratoren – online als Web-Lösung oder als Plugin für die Direkteinbindung in die jeweilige BIM-Planersoftware. Damit lassen sich Bauprodukte wunschgemäß zusammenstellen und unter Berücksichtigung spezieller Anschlüsse in das jeweilige BIM-Gebäudemodell einbauen. Die Software überprüft die Konfiguration auf Machbarkeit und vermeidet damit Fehlerquellen bei Ausschreibungen, Anfragen und Angeboten, wovon ausführende Firmen profitieren. Über einen BIM-Planungsservice entwickeln Hersteller darüber hinaus BIM-Modelle nach individuellen Projektanforderungen und liefern sie im gewünschten Softwareformat für die Einbindung in die BIM-Projektplanung oder Fertigung.

Ein 3D-Modell eines Gebäudes, erstellt mit Autodesk Revit, das die architektonische Planung und Struktur zeigt.
BIM-Objekte enthalten neben Geometrie- auch umfangreiche Objektdaten, die nahtlos in die BIM-Planung integriert werden können. (Quelle: Jansen)

Nachhaltigkeit und BIM

Mit dem „European Green Deal“, der die EU bis 2050 klimaneutral machen soll, wird das Thema Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft immer wichtiger. Die Bau- und Immobilienbranche, die für einen erheblichen Anteil der CO2-Emissionen und des Ressourcenverbrauchs verantwortlich ist, steht dabei im Fokus zahlreicher Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Bauleistungen. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die Umweltproduktdeklaration (Environmental Product Declaration, EPD), ein standardisiertes Dokument gemäß ISO 14025, das die Umweltwirkungen von Bauprodukten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg transparent macht.

EPDs ermöglichen eine nachvollziehbare und vergleichbare Nachhaltigkeitsbewertung und unterstützen die Kreislaufwirtschaft. Zusätzlich wird im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie, die Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte in der EU festlegt, der Digitale Produktpass (Digital Product Passport, DPP) eingeführt. Dieser soll sukzessive für Bauprodukte verpflichtend werden und umfassende Informationen über Herkunft, Materialzusammensetzung, Herstellung und Recyclingmöglichkeiten enthalten. Ziel ist es, eine nachhaltige Produktion zu fördern, die digitale Transformation zu beschleunigen und Verbraucher zu informierten Entscheidungen zu befähigen.

Ein Ingenieur arbeitet an einem Computerarbeitsplatz in einem modernen Büro, während im Hintergrund zwei Kollegen an einem Tisch arbeiten.
Zusätzlich bieten Hersteller BIM-Planungstools für den Entwurf und die Detailplanung. (Quelle: Dormakaba / AdobeStock, Gorodenkoff)

In BIM-Modellen und ‑Bauteilen integrierte Umweltdaten und Software-Analysefunktionen – etwa für die Lebenszyklusanalyse
(Life Cycle Assessment, LCA) oder die Berechnung von CO2-Äquivalenten – ermöglichen es, das Treibhausgaspotenzial von Gebäuden transparent zu bewerten. Dadurch können Neubau- und Sanierungsprojekte ökologisch optimiert und ihre Nachhaltigkeit nachgewiesen werden.

Screenshot der Gealan Planersoftware mit Fokus auf Fensterdesign und Projektdetails.

Statements

Das sagen die Hersteller

Dormakaba, Hersteller von Sicherheits- und Zutrittslösungen, verfügt über eine BIM-Objektbibliothek, die das gesamte Produktspektrum umfasst. Die Modelle enthalten technische und funktionale Merkmale und legen Wert auf Einfachheit, um das BIM-Gebäudemodell schlank zu halten. Derzeit werden die BIM-Objekte für die BIM-Lösungen Revit und Archicad auf der Plattform bim.com (ehemals bimobject.com) offeriert. Zusätzlich hat Dormakaba das BIM-fähige Ökosystem „EntriWorX“ mit Planungstools und Plug-ins für den Entwurf und Detailplanung von Türsystemen entwickelt. Damit können Planungsdaten der Formate 2D, 3D und BIM eingelesen und verarbeitet werden. Als Ergebnisse erhalten Kunden Spezifikationen, Detailzeichnungen und Kabelpläne, die zurück in ihren Planungsprozess einfließen und eine Synchronisierung in beide Richtungen ermöglichen. Ein „Presales“-Team unterstützt darüber hinaus die BIM-Projektabwicklung. Marius Priebe, Specialist Digital Planning, zu den bisherigen Erfahrungen: „Mit unserem neuen EntriWorX-Ökosystem können wir BIM-Projekte effektiv unterstützen und dabei direkt auf den Daten des Kunden arbeiten. Planungsfehler und Installationszeiten können dadurch reduziert werden, und wir liefern unseren Zielgruppen passgenaue Informationen und Daten.“

Auch Fenster- und Türhersteller Gealan stellt Planern alle BIM-Dateien für nahezu jedes Produkt im nativen Revit und im Standard-IFC-Format zur Verfügung. Über die Planersoftware 3.0 und das entsprechende Plug-In oder Add-on lassen sich BIM-Fenster und ‑Türen automatisiert generieren, technisch validieren und in den BIM-Programmen Revit und Archicad in das Gebäudemodell einfügen. In der Planersoftware 3.0 können Planer, Fenster- oder Fassadenbauer herstellerspezifische Parameter wie Elementtyp, Profilsystem, Farbe, Rahmen, Flügel, Pfosten, Stulp, Verglasung, Glasleiste, Kopplungsprofil, U-Wert etc. individuell ergänzen. Timo Langguth, Software Product Engineer bei Gealan, zu den bisherigen Erfahrungen rund um BIM: „Architekten, Händler und Fensterbauer können mit unserer Planersoftware 3.0 ohne Daten- und Informationsverlust zusammenarbeiten. Dabei wird in Echtzeit die Realisierbarkeit geprüft. Zukünftig werden wir noch das Thema Nachhaltigkeit in der Planersoftware 3.0 und in den BIM-Daten berücksichtigen und abbilden, also zum Beispiel den ökologischen Fußbadruck von Produkten oder den ökonomischen Mehrwert barrierefreier Schwellen.“

Jansen, Hersteller von Profilsystemen für Fenster, Türen und Fassaden aus Stahl und Edelstahl, stellt ebenfalls das komplette Produktportfolio in Form von BIM-Objekten auf den entsprechenden Plattformen zum kostenlosen Download zur Verfügung. Ebenso können projektspezifische BIM-Modelle erstellt und Planern auf der Basis ihrer Anforderungen im gewünschten Format geliefert werden. Intensiv beschäftigt sich Jansen derzeit mit den Themen BIM und der Rückverfolgbarkeit von Bauprodukten per IoT sowie mit den Themen EPD und DPP. Roger Wollhaupt, Head of BIM und Senior Project Manager, dazu: „Die von Bauprodukteherstellern zur Verfügung gestellten BIM-Objekte müssen sich den Planungsphasen anpassen. Das bedeutet, je nach Fortschritt der Planungsphase werden kontinuierlich mehr Informationen vom Bauprodukt erwartet. Der Digitale Produktpass wird dabei künftig eine wesentliche Rolle spielen, da damit nicht nur die technischen Merkmale der Bauprodukte, sondern auch die nachhaltigen Daten aus der Umweltproduktdeklaration gebündelt vorliegen werden.“

zuletzt editiert am 25. Juni 2025