Zwei Männer führen ein Gespräch in einem modernen Büro mit einer grünen Pflanzenwand im Hintergrund.
,,Wir sind der Meinung, dass wir nur zusammen mit den Kunden erfolgreich sein können", sagt Sebastian Engelskirchen. (Quelle: M&T / J. Siehoff)

Interviews mit Branchenpartnern 2025-12-01T10:53:22.077Z Feuerverzinken: Qualität und Nachhaltigkeit stetig verbessern

Sebastian Engelskirchen ist seit diesem Frühjahr einer der Geschäftsführer bei Otto Lehmann. Im Interview erläutert er, wohin die Reise des Bauartikelherstellers und des Verzinkers gehen soll.

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Unternehmen und Interviewpartner

Die Otto Lehmann GmbH blickt auf eine lange Tradition zurück: Seit 1851 steht der Name für Qualität, Verlässlichkeit und Innovationskraft in der Herstellung von Bauartikeln aus Stahl und Nichteisenmetallen. Heute ist Lehmann ein anerkannter Partner für Handel und Handwerk in Deutschland und angrenzendem Ausland – mit einem klaren Fokus auf langlebige Lösungen rund ums Dach.
Sebastian Engelskirchen (40) wurde in Potsdam geboren und ist Geschäftsführer von Otto Lehmann. Der politisch engagierte Volkswirt war unter anderem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Feuerverzinken und Leiter des Themenbereichs ‚Nachhaltigkeit‘ bei der Wirtschaftsvereinigung Metalle.

Luftaufnahme einer großen Industrieanlage mit Solarpanels auf den Dächern.
,,Wir möchten ein attraktiver Arbeitgeber sein – und dafür geben wir unser Bestes", beschreibt Sebastian Engelskirchen die Ambitionen von Otto Lehmann. (Quelle: Otto Lehmann)

Herr Engelskirchen, was hat Sie zum Einstieg in die Geschäftsführung bei der Otto Lehmann GmbH bewogen?

Ich hatte Lehmann zuvor schon über meine Tätigkeit beim Bundesverband Feuerverzinken kennengelernt. Als sich die Gelegenheit ergab, gemeinsam mit Andreas Batzl die Geschäftsführung zu übernehmen, war für mich klar: Das ist ein spannender Schritt. Lehmann ist ein Unternehmen mit langer Tradition, starker DNA und viel Potenzial – genau der richtige Ort, um gemeinsam mit einem engagierten Team neue Impulse zu setzen. Überdies darf ich hier aktiv an der Energiewende mitarbeiten und dabei helfen, dass die Menschen ein sicheres Dach über dem Kopf haben. Das sind zwei sehr schöne Zwecke, und dafür setze ich mich täglich zusammen mit allen Mitarbeitenden bei Lehmann ein.

Welche Bedeutung hat das Thema Feuerverzinkung heute im Metallhandwerk – und wie wird es sich weiterentwickeln?

Die vorgegebenen Normungswerte und der Korrosionsschutz sind meines Erachtens ein bisschen aus der Zeit gefallen. Denn unsere Umgebung ist nicht mehr so schmutzig und der Abtrag im Jahr weniger groß. Deswegen sind die Zinkschichtdicken, die heute in unserer Normung 1461 zu finden sind, nicht mehr in der Form notwendig, die Normenwerte sind veraltet und gehören erneuert. Hier braucht es dringend Innovation. Die Idee: Die Zinkschichtdicken reduzieren, damit sparen wir Material und Energie. Das Feuerverzinken ist und bleibt das beste Korrosionsschutzverfahren, aber es muss sich schnell weiterentwickeln, damit es auch so bleibt.

Welche strategischen Ziele haben Sie sich für die kommenden Jahre gesetzt?

Das bildet de facto unsere Vision und Mission sehr gut, die wir im Rahmen eines Change-Management-Prozesses entwickelt haben. Unsere Vision lautet dabei, dass wir gemeinsam die Welt ein Stück sicherer und klimafreundlicher machen wollen. Unsere Mission: Wir verbinden traditionelle Fertigungstechnik mit innovativem Denken. Das Ziel ist, Qualität und Nachhaltigkeit stetig zu verbessern und Lösungen für Märkte im Wandel zu bieten. Verbunden sind die beiden Punkte mit unseren sechs Stoßrichtungen, die wir bis 2030 abarbeiten wollen.

Wie gehen Sie mit steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Verzinkungsbranche um?

Wir haben eine der modernsten Anlagen in Europa. Wir haben einen hervorragenden Qualitätsstandard. Unsere Produkte sind Möglichmacher der Energiewende. Deswegen begrüßen wir harte und strenge Umweltauflagen und sind an Nachhaltigkeitsparametern interessiert. Es geht hier nicht nur um Profit, sondern um die nachfolgenden Generationen und die Umwelt an sich. Wir tragen dafür alle Verantwortung, und die nehmen wir mehr als ernst. Gleichzeitig müssen wir uns alle hinterfragen, wie wir das Reuse verbessern können. Dabei geht es natürlich darum, dass es wirtschaftlicher wird und Ökologie und Ökonomie noch mehr in Einklang gebracht werden.

Welche Rolle spielt Digitalisierung in einem Unternehmen der Feuerverzinkung?

KI und die Digitalisierung betrifft alle Unternehmen. Wer hierbei nicht mitgeht und mitspielt, wird nicht mehr leistungsfähig sein. Die Möglichkeit, dass KI die Aufträge automatisch erfasst, diese in die Arbeitsvorbereitung weiterleitet, automatisch Bestellungen bestätigt und vieles mehr, macht Kapazität für die Fachkräfte frei, die wir so dringend brauchen. Wenn ich also meine Fachkräfte von diesen Arbeiten nicht „befreie“, werde ich nicht mehr mithalten können. Vor dem Hintergrund ist das ein wichtiger Schritt. Gleichzeitig ist die Feuerverzinkung sehr arbeitsintensiv. Für Verzinkereien, die viele Serienteile haben, ist eine Automatisierung sicherlich vorteilhaft. Das wird in den nächsten Jahren zunehmen.

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit Kunden aus dem Metallhandwerk weiter stärken?

Wir beteiligen uns an Messen, Innungstagungen, bei Heinze und im Bundesverband Feuerverzinken. Gleichzeitig werden wir ab nächstem Jahr unsere Kunden verstärkt zu uns an den Standort einladen, in den Kontakt gehen und unsere Kommunikation verbessern. Wir sind der Meinung, dass wir nur zusammen mit den Kunden und allen am Dach Beteiligten erfolgreich sein können.

Welche Maßnahmen planen Sie, um dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenzuwirken?

Wir haben einen sehr guten Draht zum Betriebsrat und werden nicht rationalisieren. Wir sind stolz auf unsere Mitarbeitenden und wollen zusammen mit allen das Unternehmen weiterentwickeln. Hinsichtlich des Fachkräftemangels wollen wir vielmehr auf eigene Talente setzen und diese auch ausbilden. Wir wollen einerseits vermehrt auf Werkstudent:innen und -studenten setzen, wir wollen ein Duales Studium anbieten und wir wollen ein Talente-Pool für unser Unternehmen ab 2026 bilden. Wir sind zuversichtlich, dass diese Maßnahmen eine gute Grundlage schaffen, um bestens vorbereitet zu sein. Denn wir möchten ein attraktiver Arbeitgeber sein – und dafür geben wir unser Bestes.

Was ist Ihnen persönlich wichtig in der Führung eines mittelständischen Industrieunternehmens?

Als Unternehmer hat man die direkte Verantwortung für Menschen, für Arbeitsplätze, für gesellschaftliche Wirkung. Man sieht, was das eigene Handeln bewirkt. Außerdem habe ich hier die Möglichkeit, Führung neu zu denken – nicht top-down, sondern im Dialog. Das ist herausfordernd, aber auch sinnstiftend. Und wenn man ein Unternehmen wirklich verändern will, geht es nur gemeinsam mit den Menschen. Das ist mir wichtig, wenn wir über Führung sprechen. Überdies wollen wir Mitarbeitende befähigen, Entscheidungen alleine zu treffen, eigenverantwortlich zu führen und ihr Team weiterzuentwickeln. Dabei geht es vor allem bei Lehmann darum, alle mitzunehmen und authentisch zu bleiben.

zuletzt editiert am 01. Dezember 2025