Siegerobjekt in der Kategorie Treppen und Geländer ist die Wendeltreppe in einer Modeboutique in Hamburg, die von der Firma Hark Treppenbau aus Bielefeld geplant, konstruiert, gefertigt und eingebaut wurde. Im Beitrag erfahren Sie, wie die besonderen statischen und denkmalpflegerischen Herausforderungen meisterhaft umgesetzt wurden.
Zum Auftragsumfang für den Treppenbauer gehörten die Planung, Konstruktion Fertigung und Montage einer dreigeschossigen Wendeltreppe inklusive der prüffähigen Statik. Und das alles unter erschwerten Bedingungen, wie der Pfahlgründung des 1919 gebauten Gebäudes, der umfangreichen Vorgaben des Denkmalamtes, den sehr beengten und sensiblen Transport- und Montagemöglichkeiten und der fehlenden Möglichkeit der vertikalen Lasteinleitung in die Decken. Das machte umfangreiche Abstimmungen aller am Projekt Beteiligten unerlässlich.
Die Wendeltreppe verläuft vom Untergeschoss bis ins zweite Obergeschoss einer Modeboutique und besteht beidseitig aus Kastenwangen, die gleichzeitig als Einspannkonstruktion für die Ganzglasgeländer ausgebildet sind. Die Tritt- und Setzstufen bestehen aus acht Millimeter dickem Stahlblech. Der Stufenbelag ist Mikroterrazzo. Die sechs Millimeter dicke, 3D-geformte Unterverkleidung der Treppe ist statisch tragend. Die Ganzglasgeländer aus zwanzig Millimeter dickem Verbundsicherheitsglas besitzen einen aufgesetzten Handlauf aus Edelstahl.
Die Treppenanlage besteht aus 39 Einzelteilen mit einem Einzelgewicht von bis zu 1,5 Tonnen. Das Gesamtgewicht der Treppe inklusive Stein und Glas beträgt etwa 32,5 Tonnen.
Komplizierte Statik und Verformungssimulation

Besonders schwierig war die Umsetzung der Statik, da in die Decken keine vertikalen Lasten eingeleitet werden durften und die Lastabtragung nur im Untergeschoss erfolgen konnte. Im Bereich des Auflagers der Sohle traten nicht nur Druck- sondern auch Zugkräfte auf, was ein flächiges zusätzliches aufgebrachtes Betonfundament notwendig machte.
Wegen der schwierigen Lasteinleitung musste die Verformung der Treppe durch das Eigengewicht und die Ausbaulasten berücksichtigt werden. Dazu wurde die Treppe mit einer Gesamtüberhöhung von dreißig Millimeter gefertigt und eingebaut.
Um die Ausbaulasten zu simulieren, wurden auf die Austrittsproteste Wasserbehälter positioniert, die beim Ausbau mit den Glasgeländern und dem Steinbelag Zug um Zug entleert wurden.
Zum Ausgleich der Verformung durch die Verkehrslasten und um dabei Stolperkanten am An- und Austritt zu vermeiden, wurden die Podeste mit an Scharnieren beweglichen Schleppplatten ausgestattet.
Trotz der Federwirkung ist die Treppe sehr schwingungsarm.
Die Montage der Treppenteile vom Untergeschoss zum ersten Obergeschoss erfolgte mit einem Minikran vom Erdgeschoss aus. Die Treppenteile vom ersten zum zweiten Obergeschoss wurden zunächst in das erste Obergeschoss gehoben und anschließend mit einer im zweiten Obergeschoss aufgestellten rollbaren Traverse montiert.
Bei der Montage war höchste Vorsicht geboten, um die empfindlichen denkmalgeschützten Mosaikstützen und Decken zu schützen.
Fazit:
Ausgewogene Funktionalität
Das Siegerobjekt überzeugt mit einer zeitgemäßen Gestaltung und einer ausgewogenen Funktionalität. Beim komplizierten Einbau in ein historisches Gebäude wurden eine Reihe von technischen und denkmalpflegerischen Herausforderungen gemeistert. Die qualitativ hochwertige handwerkliche Ausführung und die gelungene Kombination von Glas, Edelstahl, Stahl stellen eine treppenbauliche Meisterleistung dar.