(Oktober 2022) Spätestens bei einem verzogenen Treppenlauf ist es für das Metallhandwerk naheliegend, bei der Konstruktion einer Treppe auf digitale Helfer zu setzen. Aktuell verbessern die Programmierer insbesondere die Tools zum Datenaustausch, beispielsweise zu CNC-Maschinen.
Einer guten Treppe merkt man nicht an, dass sie gut gebaut ist: Das Schrittmaß passt und bleibt über den gesamten Lauf konstant. Umgekehrt fallen schon kleine Abweichungen beim Begehen sofort unangenehm auf. Eine gute Treppe zu konstruieren, ist dagegen eine anspruchsvolle Aufgabe. Geradläufige Treppen lassen sich noch vergleichsweise einfach entwerfen. Doch wenn der Lauf zu verziehen oder eine Spindeltreppe gefordert ist, ist es Zeit für ein CAD-Programm. Damit lassen sich Treppen in wenigen Schritten planen. Einzugeben sind in der Regel nur Treppentyp, Werkstoff und Maße, den Rest übernimmt das Programm. Aus Geschosshöhe und Stufenzahl berechnet es Steigung und Länge der Treppe – normgerecht. Die Variabilität ist groß, zum Beispiel besteht auch die Wahl zwischen Holmkonstruktionen, Treppen mit Blech- oder mit Profilwangen gemäß DIN EN 10058/DIN 10279.
Lassen Sie sich schulen
Die Investition in eine Treppen-CAD-Software amortisiert sich schnell – oder anders gerechnet: Schon nach wenigen Treppen macht sich ein Programm bezahlt. Mit einem ausgereiften Treppen-CAD-Programm spart der Betrieb sofort mehrere Stunden Arbeitszeit – bei der Konstruktion, und auch bei Fertigung und Montage. Wenn also regelmäßig Treppen gefertigt und montiert werden, ist eine CAD-Lösung im Grunde Pflicht. Je nach Betrieb kommt dafür eine Software infrage, die allein auf die Berechnung von (Metall-)Treppen ausgelegt ist, oder ein umfassenderes CAD-Programm mit einem Modul für die Treppenkonstruktion.
Neben der Anschaffung sollte auch die Implementierung gut geplant werden: Obwohl moderne CAD-Software weitgehend intuitiv zu steuern ist, lässt sich das Optimum nur von versierten Anwendern herausholen. Soll heißen: Ob ein Treppen-Modul in eine bestehende CAD-Welt eingebunden oder mit einer reinen Treppen-CAD-Lösung gestartet wird, das Personal ist in jedem Fall darauf zu schulen. Auch dafür gibt es praxisgerechte, maßgeschneiderte Pakete. „Unser Angebot umfasst Basis- und Aufbauschulungen, in denen Anwender nicht nur die Grundlagen, sondern auch erweiterte Kenntnisse selbst für komplexe Konstruktionen vermittelt bekommen“, sagt Barbara Kohut, Chief Sales Officer Tenado. Der Betrieb kann also seine Kompetenz im Umgang mit der digitalen Welt schrittweise und bedarfsgerecht ausbauen.
Investieren Sie in Digitalisierung

Ohnehin schreitet die Digitalisierung auch im Metallbau unaufhörlich voran. CNC-Fertigung ist längst Alltag, Cobots, also computergesteuerte Schweißroboter, übernehmen immer häufiger Fügearbeiten. Dadurch steigt der Druck, durchgängig digitale Ketten bereit stellen zu können – und da stellen die CAD-Programme einen wesentlichen Baustein dar. Über die Software stehen in der Regel verschiedene Austauschformate zur Verfügung, über die der Datentransfer problemlos läuft. Als Standard anzusehen sind DWG/DXF, bei 3D-Programmen auch STEP und IGES, außerdem als Bild-Formate PDF, JPG, TIFF und BMP. Ebenso sind detaillierte Stücklisten üblich.
Fazit: CAD ist immer sinnvoll
Treppenbau ohne CAD ist nur in Ausnahmefällen bei sehr geringen Stückzahlen sinnvoll. Die individuelle Programm-Lösung hängt von der Situation im Betrieb ab. Dabei ist abzuwägen, ob ein reines Treppen-CAD die optimale Lösung, ist ein Treppen-Modul innerhalb einer Metallbau-CAD-Anwendung oder ein CAD-Architektur-Programm mit Treppen-Modul.

Vermeiden Sie Schäden an Treppen und Geländern
Kürzlich ist der fünfte Band der Buchreihe „Schäden im Metallbau. Ursachen – Bewertung – Vermeidung“ erschienen. Diesmal kommen die hundert neuen Schadensfälle der 22 Autoren (Sachverständige, Gutachter und Anwendungstechniker) aus dem metallbautypischen Bereich der Treppen und Geländer.
Die Gliederung der hundert Fälle erfolgt nach den planerischen, technischen, konstruktiven und verfahrenstechnischen Schwerpunkten der Treppen- und Geländerplanung, -fertigung und -montage. Außerdem erhalten Leser unter anderem Informationen zu Statik und Befestigungen, zu Maßen und Toleranzen, zum Schutz der Leistung und zum Baurecht.
Weitere Informationen sowie Bestellmöglichkeiten unter www.baufachmedien.de/schaeden.

Interview
Mehr (digitale) Vorfertigung
CAD-Programme sind zunächst eine Investition. Wann lohnt es sich für einen Metallbaubetrieb, dieses Geld in die Hand zu nehmen?
Als Faustformel: Schon nach drei Treppen hat eine gute und im wahrsten Sinne des Wortes „preis-werte“ Software so viel Arbeitszeit gespart, dass sie sich rechnet. Mit einem Treppen-CAD-Programm ist der Betrieb nicht nur bei der Konstruktion schneller, sondern gewinnt auch Zeit bei Fertigung und Montage. Das ist also schon für kleine Betriebe attraktiv.
Für die individuelle Amortisationsrechnung kommen selbstverständlich weitere Faktoren hinzu, zum Beispiel die Erfahrung der Belegschaft im Umgang mit CAD-Programmen und die realen Kosten der Software – dabei sollten Sie sowohl Anschaffungs-, als auch eventuelle Wartungskosten berücksichtigen.
Für wen ist ein reines Treppen-CAD optimal und für wen lohnt sich eher ein CAD-Vollprogramm mit Treppen-Modul?
Beim CAD-Vollprogramm liegt der Vorteil in der Einbindung der Treppe in das gesamte Bauvorhaben. Allerdings erfordern diese Lösungen viel Know-how der Anwender. Ohne Schulung sind diese Programme in der Regel nicht zu bedienen. Das ist bei reinen Treppen-CAD-Anwendungen einfacher – in diesen steckt auch mehr Treppen-Fachwissen. Weil sie parametrisch arbeiten, sind sie einfacher zu bedienen, meistens ohne Schulung.
In etlichen Firmen gibt es beides: Für einfache Treppen wie nachträglich angebaute Stahltreppen als zweiter Rettungsweg kommt das Treppen-CAD zum Einsatz, Treppen als Teil eines größeren Bauvorhabens entstehen mit der CAD-Vollversion. Import- und Export-Funktionen lassen zudem die Übernahme der Daten vom einen zum anderen Programm zu.
Der Austausch der Daten ist auch mit Blick auf die Herstellung wichtig. Wie ist dabei der aktuelle Stand?
Zur Weiterbearbeitung oder zum Laserschneiden von Wangen sind nach wie vor DXF beziehungsweise DWG der Standard. Durch den Trend zu 3D-Daten spielen mittlerweile auch STEP und IGES eine Rolle. Viele CNC-Betriebe möchten STEP-Daten der Bauteile in fertiger Darstellung, zum Beispiel gekantete Blechstufen oder gebohrte Pfosten.
Sehen Sie weitere Trends, besonders bei der Entwicklung für Metallbau-Betriebe?
Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung mit CAD für Metallbaubetriebe sehe ich aktuell eine gewisse Stagnation. Das Softwareangebot wird dünner, dennoch steigen die Preise, Service und Support dagegen gehen eher zurück. Da stehen insbesondere Wartungsverträge zur Diskussion. Wie in vielen Branchen erkenne ich zudem ein Nachwuchsproblem auch bei den Anbietern von Treppenbau-Software – da steht ein Generationenwechsel an, allerdings fehlen oft qualifizierte Nachfolger.
Für den Treppenbau selbst geht der Trend zu Vorfertigung und Zukauf. Es gibt praktisch alle Bauteile bis hin zu fertig gekanteten Stufen mit kurzer Lieferzeit zu wettbewerbsfähigem Preis online. Da zeigt sich dann die Stärke einer Software, denn dafür braucht der Liefer-Partner exakte 3D-Daten.
Noch ein Gedanke zum Geländerbau: Ich erwarte eine Entwicklung zum „Stecken statt Schweißen“. Durch die 3D-Rohrlaser-Technik ist das heute einfach zu realisieren.