Gegen Einbrecher ist kein Kraut gewachsen – aber den Einbruch zu erschweren, ist gut möglich. Schlösser, Riegel, elektronische Überwachung: Damit bleibt es in vielen Fällen beim Versuch. Sicherheitstechnik ist dabei ein lukrativer Markt, denn das Sicherheitsbedürfnis ist bei privaten wie bei gewerblichen Auftraggebern hoch.
Ein paar Sekunden reichen einem „Profi“, um ein konventionelles Türschloss aufzubrechen. Genau das passierte 2021 rund 150 mal pro Tag irgendwo in Deutschland. Das ist zwar ein Rückgang gegenüber 2020, doch der lässt sich zu einem wesentlichen Teil mit Corona erklären und so ist ein Anstieg in diesem Jahr nicht unwahrscheinlich. Der Schaden liegt nicht nur im Verlust an Wertsachen und dem oft zerstörten Mobiliar. Auch das Eindringen in die Privatsphäre belastet die Opfer – und sie vermissen das Gefühl der Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Auf der anderen Seite zeigt sich, Sicherheitstechnik lohnt sich: Mittlerweile scheitern etwa die Hälfte aller Einbruchversuche an Schutzeinrichtungen, 2003 lag dieser Wert nur bei circa 30 Prozent (Quelle: nicht-bei-mir.de).

Setzen Sie auf Technik gegen Langfinger
Guter Einbruchschutz ist nicht immer direkt zu erkennen. Drei Riegel am Schloss helfen wenig, wenn auf der Bandseite keine Sicherung existiert. Mehr Sicherheit für Sicherheit liefert die Norm. DIN EN 1627 definiert sechs Klassen – früher WK (Widerstandsklasse), heute RC (resistance class). Dort ist klar geregelt, welchen Einbruchversuchen die unterschiedlichen Niveaus widerstehen und wie diese erreicht werden.
Neben den klassischen mechanischen Lösungen (Schlösser, Riegel, Zapfen etc.) bekommen elektronische Systeme immer mehr Gewicht. Sie haben den Vorteil, dass sie sich einfach und automatisch an verschiedene Situationen anpassen lassen, zum Beispiel an Ladenöffnungszeiten oder zeitweilige Abwesenheit. „Elektronik ergänzt Mechanik optimal: Zeitliche Programmierbarkeit und Freigaben über moderne Identmedien flexibilisieren den Zugangsschutz, Videotechnik und Alarmsysteme verbessern die Überwachung“, sagt Stefan Bulmahn, Technischer Fachberater der Assa Abloy-Sicherheitstechnik GmbH. Normgerechten, zertifizierten Einbruchschutz im Neubau einzubauen, ist mit zugelassenen Elementen vergleichsweise einfach. Bestandsgebäude nachzurüsten, ist zwar ebenso möglich, nur ist dann eine Zertifizierung in der Regel nicht möglich. „Wird ein bestehendes System durch kompatible modernere Sicherheitselemente ergänzt, lässt sich auch im Bestand eine ähnlich hohe Widerstandsklasse erreichen wie mit einem klassifizierten Element im Neubau.
Damit nachträglich ein entsprechend hoher Schutz erreicht wird, ist es allerdings wichtig, alle Zugangspunkte eines Sanierungsobjekts zu ertüchtigen“, erklärt Bulmahn.
Auch die Sicherheitstechnik selbst bleibt nicht stehen, sondern wird kontinuierlich verbessert. Assa Abloy entwickelt beispielsweise aktuell eine motorisch betriebene Standflügelverriegelung für zweiflügelige Türsysteme. Neu ist auch ein Elektro-Riegel (843G) für Tore, Rolltore und Schwerlasttüren. Er kombiniert hohe Sicherheit mit extremer Witterungsbeständigkeit und bietet Haltekraft bis 50.000 Newton. Bulmahn: „Für Metallbauer steht auch unser Außendienst gerne mit Rat und Tat zur Seite. Unsere „effeff-Experten“ unterstützen in jeder Fragestellung rund um Einbruchschutz und Schlösser, Zutrittskontrolle und – wichtig bei Brandschutz-Konzepten – Fluchtwegsicherung.“
Die führenden Türen- und Fenster-Hersteller bieten auch zertifizierte Bauelemente in den verschiedenen Widerstandsklassen an. Als Mindest-Standard im Wohn- und Objektbau hat sich die Widerstandsklasse RC 2 etabliert. Für mehr Einbruchhemmung kommen die entsprechenden höheren Klassen zum Zuge. Mit der Widerstandsklasse RC 3 halten Türen Einbruchversuchen mit „Profi“-Bohrwerkzeug schon mehr als fünf Minuten stand – das ist vielen Gewohnheitstätern schon zu lang.

Ein Beispiel für erhöhten Schutz bei Türen ist der patentierte Profilverbund zwischen Aluminiumhalbschale und Isoliersteg von Heroal. Dieser Verbund sorgt für hohe Stabilität und trägt damit maßgeblich zur Einbruchhemmung bei. Durchbruchhemmende Türfüllungen – ob als Einsatz- oder Aufsatzfüllung, mit oder ohne Sicherheitsglas – leisten zusätzlichen Widerstand. Versucht ein Eindringling den Türflügel auszuhebeln, erschweren Türbänder mit Bandseitensicherung den Versuch deutlich. Auch Schlosssysteme mit mehrfach- und selbstverriegelnden Beschlägen setzen den Kriminellen etwas kraftvolles entgegen. „Mit den vielen Komponenten unserer Sicherheitstüren lässt sich Einbruchschutz maßgeschneidert an den Bedarf anpassen. Das funktioniert ohne Einschränkungen bei den Maßen oder für das Design“, erläutert Alexander Bandel, Produktmanager für Türsysteme bei Heroal. „Voraussetzung ist die fachgerechte Montage. Damit Metallbauer die Arbeiten perfekt ausführen, bietet Heroal seinen Fachpartner passenden Schulungen“, ergänzt Bandel. Die Heroal-Academy bietet Seminare zu vielen Verarbeiter-Themen und hat zudem Online-Formate im Angebot.
Schwachstelle Keller-Eingang
Ein typischer Schwachpunkt vieler Wohngebäude ist der Kellereingang. Ausgerechnet dort, wo Einbrecher sogar „mit Sichtschutz arbeiten“ können, ist noch oft eine nur schwach gesicherte Tür im Einsatz, während die Haustür sehr guten Einbruchschutz bietet. Da ist ein Sicherheits-Plus vergleichsweise einfach zu realisieren. Es kommt nicht so sehr (wie beim Hauseingang) auf anspruchsvolles Design und Repräsentativität an. Für den Keller gibt es RC2-Türen in schlichtem Design, den Tausch erledigt ein Fachbetrieb innerhalb eines halben Tages mit Ein- und Ausbau.

Nutzen Sie Kooperationen
Nach einem Einbruch kommt die Polizei. Sie kommt aber auch schon vor einem Einbruch: Die Beratungsstellen für Einbruchschutz besuchen Privathaushalte und Unternehmen, schauen mit geschultem Auge auf den Status quo und geben Empfehlungen, welche Maßnahmen den Schutz erhöhen. Die Präventionsstellen arbeiten mit Herstellern und ausführenden Unternehmen eng zusammen, um so gemeinsam für den Einbruchschutz zu sensibilisieren.
Für Metallbaubetriebe, die die Installation und Nachrüstung von Sicherheitstechnik im Portfolio haben, bietet sich an, sich in einem Verband zu engagieren. Dort wird Wissen vermittelt und gebündelt, zudem sind es für viele Auftraggeber die ersten Anlaufstellen, um sich über Einbruchschutz zu informieren. Beispiel Interkey: die Leistungen des Verbandes für seine Mitglieder sind breit ausdifferenziert. „Unser Spektrum umfasst Rechtsservice, Marketingunterstützung, Interessenvertretung – beispielsweise über die Initiative fairer Schlüsselnotdienst –, wir sind Kommunikationsplattform zwischen Handel, Handwerk und Industrie und bieten Fortbildungen und Netzwerkveranstaltung“ erklärt Interkey-Geschäftsstellenleiter Denis Masur. Interkey-Mitglieder haben bestimmte Auflagen zu erfüllen. Eine Bedingung ist, dass der Betrieb (auch) als Sicherheitsfachunternehmen am Markt ist. Bei der Aufnahme achtet der Verband auf Seriosität und Professionalität. Weitere Kriterien sind unter anderem der Unterhalt eines Ladengeschäfts (neben dem Handwerksbetrieb) und eines Schlossöffnungs-Notdienstes. Auch ein Eintrag in die Handwerksrolle ist von Vorteil. „Unser Konzept: Einsatz für fairen Wettbewerb. Daher setzen wir uns als Verband für unsere Verbandspartner genauso ein wie für Privatpersonen, in erster Linie mit Blick auf fairen Schlüsselnotdienst“, sagt Masur. Interkey kooperiert dafür mit Herstellern für Sicherheitstechnik und Einbruchschutz und mit den Polizeilichen Beratungsstellen. Masur: „Ein elementares Ziel ist es, die Menschen zu sensibilisieren – für die Gefahren ebenso wie für die Schutzmöglichkeiten.“

Auch eine Aufnahme von Fachbetrieben in die polizeilichen Adressennachweise ist möglich. Metallbauer, die bereits in einem Adressennachweis der Polizei aufgenommen sind (also polizeilich empfohlene Betriebe), erhalten kostenlos die Einbruchschutzmedien bei der nächstgelegenen Kriminal-Polizeilichen Beratungsstelle für das Infogespräch mit Kunden. „Ein starkes Argument für den Betrieb, der Sicherungstechnik einbaut, ist es, den Qualitätsstandards der Polizei zu entsprechen“, meint Josef Moosreiner, Technischer Rat und Experte für Einbruchschutz beim Bayerischen Landeskriminalamt. Es werden nur Betriebe aufgenommen, die die Bedingungen des bundeseinheitlichen Pflichtenkatalogs erfüllen. Dazu gehören zum Beispiel spezielle Schulungen. Infos zu den Standards – und viele weitere Informationen rund um den Einbruchschutz – bietet das Portal „k-einbruch.de“. Wer gelistet ist (für mechanische Sicherungseinrichtungen, für Überfall- und Einbruchmeldeanlagen oder für Videoüberwachungsanlagen), kann das direkt nutzen und das "K-EINBRUCH"-Errichter-Gütesiegel in seiner Außendarstellung verwenden, zum Beispiel auf der Website, im Laden oder auf dem Briefpapier.
Fazit: Der Markt verlangt nach guter Fachberatung
Einbruchschutz ist ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld. Als Anbieter ist es in diesem Markt besonders wichtig, seriös aufzutreten. Dafür ist es optimal, mit etablierten Verbänden und der Polizei zusammenzuarbeiten.
Anlaufstellen sind zum Beispiel: K-Einbruch.de (eine Kooperation der Polizei mit Herstellern und Verbänden); nicht-bei-mir.de (Endverbraucher-Initiative, an der K-Einbruch beteiligt ist) oder Interkey.de (Fachverband der europäischen Sicherheits- und Schlüsselfachgeschäfte).