"Für die Montage sind im Vorfeld die Schnittstellen und Übergabepunkte genau zu definieren" Alexander Mülfarth, Prokurist der Firma Metallbau Franz-Peter Mülfarth aus Brühl. (Quelle: Stefan Bausewein)

Interviews mit Branchenpartnern 1. June 2023 Einbruchsicherheit: „Mechanik vor Elektronik“

Obwohl beim Einbruchschutz nach wie vor der Grundsatz „Mechanik vor Elektronik“ gilt, liegt der Einsatz von Mechatronik im Trend. Wir fragten Metallbaumeister Alexander Mülfahrt aus Brühl, was man bei der Kundenberatung, Planung und Montage beachten sollte.

Welche Vorteile für die Einbruchsicherheit bringt die Kombination von elektronischen und mechatronischen Komponenten?

Die Vorteile liegen insbesondere in der Detektierbarkeit eines Einbruchsversuchs bevor der Einbruch wirklich gelingt. In Kombination mit mechanischen Sicherungseinrichtungen kann genug Zeit gewonnen werden, um den Einbruch scheitern zu lassen. Zudem können mechatronische Produkte auch den Bedienkomfort und die Barrierefreiheit insbesondere bei Türelementen erhöhen.

Welche Kombinationen sind sinnvoll?

Die Kombination von Mechanik und Elektronik ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Sensoren der Einbruchmeldeanlage so ausgelegt sind, dass diese bereits den Einbruchversuch in einem frühen Stadium erkennen und einen Alarm auslösen. Reine Öffnungsmelder erkennen den Einbruch erst, wenn das Fenster oder die Tür geöffnet wurde, was meist zu spät. Ergänzend kann auch eine richtig ausgelegte Videotechnik dazu beitragen einen Einbruchversuch frühzeitig zu erkennen.

Was muss der Metallbauer bei der Planung und Montage besonders beachten?

Wenn der Metallbauer die Einbruchmeldeanlage oder Videoüberwachung nicht selber errichtet, was meistens der Fall ist, dann muss frühzeitig in der Planungsphase Kontakt mit dem Einbruchmeldeanlage-Errichter aufgenommen werden, um die geeigneten Produkte aufeinander abzustimmen. Für die Montage sind im Vorfeld die Schnittstellen und Übergabepunkte genau zu definieren, um die Leitungsverläufe möglichst verdeckt liegend ausführen zu können. Entsprechende Grundkenntnisse der Elektrotechnik sind für den Metallbauer in jedem Fall empfehlenswert, um notwendigen Anforderungen korrekt umsetzen zu können.

Hauswand mit Videokamera
Die Videoüberwachung ist eine sinnvolle Ergänzung des Einbruchschutzes. (Quelle: www.k-einbruch.de)

Worauf sollte bei der Kundenberatung besonderer Wert gelegt werden?

Dem Kunden sollte dargelegt werden, wie das Zusammenspiel der Komponenten funktionieren sollte, um den Einbruch wirksam zu verhindern. Viele Einbruchmeldeanlagen melden den Einbruch erst, wenn er bereits geschehen ist, was den Einbrechern meist noch genug Zeit gibt, um das Diebesgut zu beschaffen, bevor ein Sicherheitsdienst oder die Polizei eintrifft. Der Markt bietet mittlerweile auch Sensorik, die zum Beispiel auf charakteristische Erschütterungen reagieren, die durch einen Einbruchsversuch entstehen.
Für die Ermittlung des gewünschten Sicherheitsniveaus kann die Sicherheits-Skala der K-Einbruch-Initiative der Polizei hinzugezogen werden, um die einzelnen Komponenten nach den Kundenbedürfnissen bestimmen zu können.

Was ändert sich bei der Wartung für den Metallbauer?

Die Wartung muss gewissenhafter und genauer durchgeführt werden, als dies bei „rein mechanischen“ Fenster und Türen der Fall ist. Die Sensorik erfordert meist sehr genau eingestellte Fenster und Türen, damit diese Fehlalarm-frei und sicher funktionieren. Zudem sollte die Sensorik auf Funktion geprüft werden. Dadurch ergibt sich aber auch ein größeres Potenzial, für die Wartung einen höheren Preis zu verlangen.

Wird der Trend hin zur Mechatronik sich durchsetzen?

In jedem Fall werden mechatronische Sicherheitslösungen immer mehr nachgefragt, jedoch ist dies auch eine Preis- beziehungsweise Kosten-Nutzen-Frage, die jeder Kunde für sich selber festlegt. Nach meiner Einschätzung wird es weiterhin (insbesondere im Privatkundenbereich) auch sehr große Marktanteile von rein mechanische Sicherheitslösungen geben, je nachdem was der Kunde bereit ist, für Sicherheit und Komfort zu investieren. Es sollte zudem weiterhin der Grundsatz gelten: Mechanik vor Elektronik.
Da Fenster und Türen im Metallbau zumeist in Aluminium und Stahl als Rahmenmaterial ausgeführt werden und somit im höherpreisigen Immobiliensektor eingesetzt werden, sind die Berührungspunkte mit zusätzlichen elektronischen und mechatronischen Sicherheitslösungen deutlich häufiger. Auch die sehr formstabilen und präzisen Eigenschaften von Aluminium und Stahl als Rahmenwerkstoff qualifizieren diese als erste Wahl für Elemente mit mechatronischen und elektronischen Komponenten, um eine einwandfreie Funktion der Komponenten zu gewährleisten.

Wo Sie mehr erfahren

Schadensfälle: Eine Reihe von Schadensfällen zum Thema Schließ- und Sicherungstechnik ist in den Bänden 1 bis 5 „Schäden im Metallbau“ aus dem Coleman-Verlag enthalten. Recherchieren können Sie auch auf der Schadens-Homepage www.schaeden-im-metallbau.de.

Fachregelwerk: Wichtige Informationen zum Thema finden Sie im Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik in den Kapiteln 1.11 Schlösser und Beschläge und 1.14 Einbruchschutz. Weitere Informationen zu den Büchern und zum Fachregelwerk erhalten Sie beim M&T-Kundenservice, E-Mail: coleman@vuservice.de oder Mo.-Fr. von 7:30 bis 17:00 Uhr per Telefon unter 06123 9238 274.

Nutzen Sie die Kampagne K-Einbruch

Zusammen mit Kooperationspartnern aus der Versicherungswirtschaft, den Industrieverbänden und Errichterfirmen hat die Polizei vor einigen Jahren die bundesweite Öffentlichkeitskampagne „K-EINBRUCH“ initiiert. Kern der Kampagne ist der Internetauftritt www.k-einbruch.de. Er bietet unter anderem produktneutrale Informationen der Polizei zum Einbruchschutz, ein „interaktives Haus“ mit Tipps, wie man sein Zuhause sichert sowie Informationen zur staatlichen Förderung von Einbruchschutzmaßnahmen. Unter der Rubrik „Partner“ finden die Besucher der Seite das K-Einbruch-Netzwerk.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Kampagne ist der „Tag des Einbruchschutzes“. Unter dem Motto „Eine Stunde mehr für die Sicherheit“ findet dieser jährlich am Tag der Zeitumstellung statt. In diesem Jahr ist das der 29. Oktober 2023. Diese Stunde sollen Bürgerinnen und Bürger nutzen, um sich über Einbruchschutz zu informieren. Mit dem Tag des Einbruchschutzes machen sowohl die örtlichen Polizeidienststellen als auch die Partner der Kampagne mit vielen Aktionen und Infoveranstaltungen auf das Thema aufmerksam.

„Die Vorteile liegen insbesondere in der Detektierbarkeit eines Einbruchsversuchs bevor der Einbruch wirklich gelingt.“

Alexander Mülfarth

zuletzt editiert am 12.05.2023