Das Geschäft mit hochwertigen Blechwerkzeugen läuft bei Trumpf relativ stabil und der Trend geht auch in diesem Bereich eindeutig zum Akkuwerkzeug. Philipp Herwerth, Leiter Vertrieb Elektrowerkzeuge Deutschland von Trumpf, zeigt die Trends auf.
Inwieweit beeinflusst der Ukrainekrieg Ihr Geschäft im Bereich der Elektrowerkzeuge?
Die Ukraine selbst war für unser Geschäftsfeld bisher kein besonders bedeutender Markt. Und für unseren deutschen Markt hat der Ukrainekrieg nur geringe Auswirkungen. Wir arbeiten zwar mit einigen Fachhändlern zusammen, die intensivere Geschäftsbeziehungen mit der Ukraine hatten und teils noch haben. Aber für unseren Produktbereich kann das vernachlässigt werden.
Wie hat sich der Markt der Elektrowerkzeuge im Produktbereich von Trumpf in letzter Zeit entwickelt?
Wenn wir gewisse Schwankungen herausrechnen, die zum Beispiel durch die Corona Krise entstanden sind, sehen wir über die Jahre hinweg ein stetig leichtes Wachstum. Um dies richtig einordnen zu können, muss man wissen, dass wir mit unseren hochwertigen Blechwerkzeugen sehr spezialisiert sind. In unserer Nische sind leider keine großen Wachstumssprünge zu erwarten. Da schau ich manchmal neidisch auf Hersteller von Profi-Holzwerkzeugen. Denn in diesem Segment kauft so mancher Hobby-Handwerker teure Profigeräte, auch wenn das nicht wirklich notwendig wäre. Aber privat muss ja niemand fünf bis zehn Millimeter Stahlblech nibbeln.
Welche Herausforderungen müssen Sie außerdem meistern und wie tun Sie dies?
Wie viele andere Maschinenbauer haben wir immer wieder mal mit gestörten Lieferketten zu kämpfen. Da wir glückicherweise kaum Komponenten aus aktuell schwierigen Regionen wie Asien beziehen, trifft uns das nicht ganz so hart. Wir produzieren in der Schweiz und haben primär Zulieferer aus der dortigen Region, die in der Regel sehr zuverlässig sind. Aber es ist uns tatsächlich schon passiert, dass wir ganze Elektrowerkzeuge nicht fertigen konnten, weil einzelne „Cent“-Bauteile fehlten.
Problematisch ist zum Teil, dass sich viele Endkunden von einer eigenen Verschleißteile-Lagerhaltung verabschiedet haben und ausschließlich auf ihre Lieferanten beziehungsweise Händler vertrauen. Dieses Verhalten wurde in der Vergangenheit durch vielfach übliche Just-in-time Lieferungen gefördert. Jetzt gilt es, diese Kunden zu überzeugen, sich selbst das eine oder andere Verschleißteil auf Lager zu legen. Das ist nicht ganz einfach.
Ihr Produktportfolio umfasst ja vor allem Elektrowerkzeuge zum Trennen und Verbinden von Blechen sowie für die Kantenbearbeitung. Welche Produktbereiche laufen momentan besonders gut?
Wir sind in Summe mit allen Produkten zufrieden. Aber ein Bereich macht uns aktuell besonders viel Freude – die sogenannten Dickblechnibbler. Das sind Geräte, mit denen Stahlbleche von fünf, sieben oder gar zehn Millimeter getrennt werden können. Sie werden hauptsächlich für Demontagen verwendet, vor allem für Öltanks. Es ist unglaublich, wie viele Haushalte aktuell ihren alten Öltank aus dem Keller entfernen lassen und auf alternative Energieformen umsteigen. Mit unseren Dickblechnibblern haben die dafür zuständigen Entsorgungsunternehmen ein paar entscheidende Vorteile: Sie sind unglaublich produktiv und erzeugen keinerlei Funken oder Rauch. Denn das geht beim Zerlegen von Öltanks – speziell in Privathaushalten – überhaupt nicht. Andere Werkzeuge wie Winkelschleifer bekommen das nicht hin.
Wie sehen Sie die Entwicklung hin zur Akkutechnik? Wie folgen Sie diesem Trend?
Akku-Werkzeuge werden immer wichtiger. Speziell auf Baustellen will keiner mehr Kabel ziehen. Dementsprechend verändern wir unser Portfolio. Zu Beginn des Jahres haben wir beispielsweise drei kabelgebundene Maschinen aus dem Programm genommen und durch Akkuvarianten ersetzt. Das werden vermutlich nicht die letzten Umstellungen sein.
Um Akkumaschinen so leistungsfähig wie möglich zu machen, passen unsere Ingenieure die Mechanik und Elektronik der Werkzeuge stetig an. Zudem haben wir starke Partner bei der Akkutechnologie an unserer Seite. Das heißt: Wir sind seit 2021 Teil der von Metabo initiierten, herstellerübergreifenden Akku-Plattform „Cordless Alliance System“, kurz CAS. Diese vereint aktuell rund 35 Hersteller, die insgesamt mehr als 300 Maschinen mit gleicher Akkuschnittstelle anbieten.
Wie wird in diesem Zusammenhang die Entwicklung (auch bei Ihren Geräten) weitergehen?
Wir gehen davon aus, dass sich weitere Partner der CAS-Plattform anschließen und sie dadurch weiterwachsen wird. Für den Endkunden bedeutet es natürlich einen deutlichen Preisvorteil, wenn er kein weiteres Ladegerät oder zusätzliche Akkus kaufen muss, sondern nur die „nackte“ Maschine. In punkto Leistungsfähigkeit bleiben wir aktuell bei unserem Angebot und liefern standardmäßig mit Vier-Amperestunden-Akkus aus. Das reicht für alle unsere Anwendungen, da wir keine echten „Dauerläufer“ haben.
Wird es irgendwann die universelle Akkuplattform geben?
Ich wünsche es mir. Allein aus Gründen der Nachhaltigkeit wäre es definitiv der richtige Ansatz. Ich hätte allerdings gerne nicht nur eine universelle Akkuplattform für Elektrowerkzeuge, sondern für alle akkubetriebenen Geräte. Warum sollte es nicht möglich sein, den Staubsaugroboter, Rasenmäher, Fenstersauger und eine Blechschere mit dem gleichen Energieträger zu versorgen. Letztlich geht es „nur“ um die einheitliche Schnittstelle. Aber ich befürchte, dass selbst eine einheitliche Lösung für Elektrowerkzeuge nicht so schnell kommen wird.
In welchen Bereichen sind in nächster Zeit Neuentwicklungen zu erwarten?
Darüber darf ich nur sehr wenig sagen, wie Sie sicherlich verstehen. Nur so viel: Da wir im Bereich der stationären Trumpf-Maschinenkunden einen sehr guten Marktzugang haben, wird es in diese Richtung demnächst etwas zu berichten geben. Ansonsten arbeiten wir an dem ein oder anderen Facelift, wie man so schön sagt.
Wie beziehen Sie die Metallhandwerker in die Entwicklung Ihrer Geräte mit ein?
Wir greifen natürlich das Feedback unserer Endkunden ab, durch Besuche, Vorführungen vor Ort, aber auch durch Rückmeldungen, die wir über unsere Serviceabteilung erhalten. Zudem suchen wir ständig den Kontakt mit Metallbauern, sei es auf dem Metallbaukongress oder auf Fachmessen. Selbst auf großen Messen wie der Euroblech haben uns erstaunlich viele Kunden besucht, die einen handwerklichen Background haben.
Welche Services sind für die Metallbauer aus Ihrem Portfolio noch interessant?
Ich denke, dass unsere erweiterte Gewährleistung – die wir schon seit Jahren anbieten – ziemlich einzigartig in der Branche ist. Das bedeutet: Registrierte Kunden profitieren von einer fünfjährigen Gewährleistung. Für uns ist das kein großes Risiko, da wir wissen, welch hohe Qualität unsere Produkte haben.
„Ein Bereich macht uns aktuell besonders viel Freude – die sogenannten Dickblechnibbler.“
Philipp Herwerth