„Wir werden nicht müde, unser Unternehmen weiter zu modernisieren und bei allem die Mitarbeitende mitzunehmen“, erzählt Oliver Windeck, Geschäftsführer der Firma Metallbau Windeck aus dem brandenburgischen Kloster Lehnin im Gespräch mit M&T-Redakteur Jörg Dombrowski. (Quelle: M&T/Y.Schneider)

Interviews mit Branchenpartnern 30. August 2023 Fassadenbau: „Rechtzeitig Verantwortung abgeben“

Die Firma Metallbau Windeck aus dem brandenburgischen Kloster Lehnin ist ein modern geführtes und stabil aufgestelltes Familienunternehmen. Der Firmenchef Oliver Windeck verrät im Interview, wie das Team gestärkt wird und wie die Firmennachfolge geregelt ist.

Wie ist die momentane konjunkturelle Situation der Branche und wie sind Ihre Aussichten?

Derzeit ist die Lage noch gut. Wir spüren allerdings einen stärkeren Wettbewerbsdruck als in den letzten drei bis fünf Jahren. Durch den Rückgang der Baugenehmigungen wird natürlich auch ein Rückgang der Bautätigkeit insbesondere im Ein- und Mehrfamilienhausbau erwartet. Das ist allerdings nicht unsere Zielgruppe. Und in den kleinen Handwerksunternehmen fällt das derzeit noch nicht so auf, da viele dieser Handwerksfirmen momentan ohne Nachfolger schließen. Die Elementeure sind gegenwärtig unter massivem Druck. Wir werden uns in Zukunft sicherlich noch mehr dem Bereich der Sanierungen zuwenden.

Was tun Sie, um den Berufsnachwuchs für die eigene Firma zu finden und zu binden?

Mit dem Finden beginnen wir schon ab der dritten Klasse in den Schulen in der Region. Dazu gehören zum Beispiel auch eine „Patenbrigade“ und Vorträge in den Klassen. Wir forcieren auch Praktika und sinnvolle Ferienarbeit in unserem Unternehmen für interessierte Schüler. Sehr wirkungsvoll ist auch die Aktion „Azubis werben Azubis!“ Wir haben einen Mitarbeiter, der nur für das Personal zuständig ist – für Human Resources, Recruiting und die Betreuung der etwa acht Auszubildenden in jedem Jahrgang.
Wir wollen unsere Mitarbeitenden nicht binden, sondern wir wollen eine enge Verbundenheit mit dem Unternehmen erzeugen. Dazu gehört der individuelle Umgang mit jedem Einzelnen - je nach Alter, Qualifikation und Lebenssituation. Wir sprechen die verschiedenen Gruppen (zum Beispiel die „Jungen Wilden“ und die „Ü55“) sehr speziell an. Jeder neue Mitarbeiter bekommt einen Paten/Freund zur Seite gestellt.

Was war bisher Ihr spannendster Auftrag?

Uns reizen vor allem technisch anspruchsvolle Bauvorhaben. Das Ziel ist ein hoher Vorfertigungsgrad mit geringer Baustellenmontagetiefe. Das erreichen wir vor allem mit Elementfassaden und großflächig vorverglasten Fenster und Türen. Beispiele dafür sind vor allem die Zentralen einiger Global Player, großer deutscher Firmen und Institutionen wie Zalando, Hello-Fresh, Lieferando, Turck und der DGB. Spannend sind für uns aber auch Sanierungen wie das KaDeWe (Eingänge und Schaufenster) und die Hyperschale Magdeburg.

Wo sind Sie besonders innovativ?

Ein Beispiel sind freigeformte parametrisierte Glasdächer aus dreieckigen Glaselementen, für deren Berechnung wir die Software selbst entwickelt haben (https://windeck.de/medien/roof-projekt.html). Wir setzen auch verschiedene Forschungsvorhaben mit Universitäten und Technischen Hochschulen unter Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) um.

Sie haben schon dreimal den Deutschen Metallbaupreis gewonnen. Welche Bedeutung hat der Preis für Sie?

Der Preis ist immer wieder Bestätigung, aber auch Ansporn in der täglichen Arbeit. Die Ehrung ist ein tolle Motivation für die Mitarbeitenden, insbesondere die, die an den Projekten gearbeitet haben, aber auch für das ganze Team. Ferner schaffen wir uns ein Netzwerk von interessanten Metallbauern, mit denen man auch außerhalb des Metallbaukongresses im Gespräch bleibt und wo man sich auch gegenseitig „über die Schulter schauen darf.“

Was machen Sie im Betrieb am liebsten?

Ich unterhalte mich sehr gerne mit den „Jungen Wilden“ über deren Ansichten zu Familie, Arbeit und Freizeitverhalten. Es ist interessant mitzuerleben, wenn sich junge Menschen entwickeln und man selbst die „eine oder andere Weiche dafür stellen durfte“. Es ist aber auch immer wieder sehr zufriedenstellend, wenn man an jungen Menschen festgehalten hat, bei denen „der Knoten erst später als bei anderen geplatzt ist“.

Wie wichtig sind für Sie die Wurzeln Ihres Familienunternehmens?

Wenn es mal wieder etwas schwieriger wird und die Öffentlichkeit von „Krise“ spricht, dann überlege ich, was wohl Opa Otto und Oma Hedwig dazu gesagt hätten, als sie im Mai 1945 vor den Scherben des Lebens und der Firma gestanden und komplett neu angefangen haben – oder als mein Vater fast fünfzigjährig nach der Wende 1989 noch einmal völlig von vorn beginnen musste.

Was planen Sie langfristig für Ihre Firma?

Die Bewältigung der derzeitigen Herausforderungen im Bauwesen, die zum Teil auch durch unsere verfehlte Wirtschaftspolitik geprägt sind, nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir beschäftigen uns nicht nur mit der „green innovation“, der weiteren Verknüpfung von Planung und Fertigung, sondern auch schon mit Themen wie Künstliche Intelligenz, Building Information Modelling und Virtual Reality.
Andererseits hat man das Gefühl, dass jede Arbeit, jede Planung, eigentlich alles nur noch durch Sachverständige, Gutachter und erst recht Rechtsanwälte technisch und rechtlich bestätigt werden muss und der eigenen Expertise eines Fachunternehmens durch den Kunden häufig weniger vertraut wird als noch vor zehn bis zwanzig Jahren. Wir werden nicht müde, unser Unternehmen weiter zu modernisieren und bei allem die Mitarbeitenden mitzunehmen. Wir sehen in den Herausforderungen nicht nur die Risiken, sondern immer auch die Chancen.

Wie wollen Sie die Unternehmensnachfolge regeln?

Ich bin jetzt fast 59 Jahre alt. Unser Sohn (29 Jahre) hat Wirtschaftsingenieur und Wirtschaftsinformatiker an der TU Dresden und an der ETH Zürich und Stanford mit sehr gutem Erfolg studiert – die Welt stand (steht) ihm offen …
Er ist seit 2,5 Jahre im Unternehmen für das operative Geschäft als COO (Chief Operating Officer) verantwortlich. Er ist nicht nur für die immer wichtiger werdende IT zuständig, er ist auch verantwortlich für die im Unternehmen ablaufenden Prozesse sowie mehr und mehr für die kaufmännischen Angelegenheiten. Wir haben einen „10(-x) Jahresplan“. Der schließt auch andere junge Mitarbeiter ein, denen wir in unserem starken Unternehmen Perspektiven geben – sie werden wir fördern, aber auch fordern!
Mein Vater hat auch sehr früh klare Regeln für seine Nachfolge aufgestellt, sodass ich auch schon mit knapp dreißig Jahren als geschäftsführender Gesellschafter Verantwortung übernehmen musste. Ich kann nur jedem „Alten“ raten, so früh wie möglich Verantwortung (und Anteile!) zu übergeben. So hat Sebastian seit 1. Juli 2023 auch als zweiter Geschäftsführer weitere Aufgaben von mir übernommen, wogegen ich mehr „am“ als „im“ Unternehmen tätig werde.

„Ich unterhalte mich sehr gerne mit den ‚Jungen Wilden‘.“

Oliver Windeck

zuletzt editiert am 30.08.2023