Für eine zertifizierte Fertigung sind eine arbeitsplatzbezogene Kontrolle und die Dokumentation der Fertigung unerlässlich. Foto: FRW

Einführung 3. February 2022 Fertigung: Fertigen Sie wirtschaftlich und mangelfrei

(Februar 2022) Die Konstruktion ist fertig, die Planungen sind abgeschlossen, das benötigte Material ist bestellt, geliefert und eingangsgeprüft. Nun geht es darum, den Auftrag effizient, zeichnungsgetreu und fehlerfrei in der Fertigung umzusetzen. Auch dabei sind ein gute Planung, die passende maschinelle Ausstattung und das Können Ihrer Mitarbeiter gefragt. Lesen Sie, welche Hilfsmittel Ihnen die Fachregel dafür bietet.

Spätestens bei der Arbeitsvorbereitung musste die Entscheidung getroffen werden, was Sie in Eigenleistung fertigen können und was Sie aus Kapazitätsgründen oder wegen fehlender maschineller Ausstattung weiter vergeben beziehungsweise zukaufen müssen.

Für den Teil Ihrer eigenen Produktion sollten Sie dann jeweils Arbeitsbegleitkarten anlegen. Die Vorgaben dazu finden Sie in der Metallbaupraxis im Kapitel 1.18.3.1. In einem Arbeitsplan werden die erforderlichen Fertigungs-, Montage- und Prüfschritte aufgelistet, um ein Einzelteil, eine Baugruppe oder das Fertigprodukt herzustellen. Der Arbeitsplan wird als Arbeitsbegleitkarte ausgedruckt und begleitet das Teil auf dem Herstellungsweg. Wenn Schweißarbeiten vorgesehen sind, sollten die Arbeitsbegleitkarten von der Schweißaufsichtsperson geprüft und freigegeben werden.

Die Arbeitspläne werden heute natürlich mehr und mehr am PC erstellt und durchlaufen sogar die Produktion digital an den sogenannten Werkstattterminals.

Wenn Sie Systeme beziehungsweise zugekaufte Bauteile und Baugruppen verarbeiten, ist es wichtig, dass Sie die Verarbeitungsanweisungen der Systemhersteller beachten. Gerade bei Bauteilen mit Zulassung, zum Beispiel im Brandschutz, ist das unerlässlich. Deshalb müssen diese Unterlagen unbedingt zu den Fertigungsdokumenten gehören.

„Die Prüfung der Schweißnähte für Stahlbauteile entsprechend der EXC ist ein sehr sensibler und wichtiger Vorgang. Dafür gibt die Tabelle aus dem Fachregelwerk ein gute Hilfestellung.“ Stahlbauunternehmer Günter Huhle aus Wiesbaden Foto: M&T

Denken Sie an das CE-Kennzeichen

Viele Produkte des Metallbaus müssen heutzutage eine CE-Kennzeichnung tragen. Für zum Beispiel Fenster, Türen und Fassaden, schreiben die Produktnormen dazu einen genauen Verfahrensablauf vor (siehe auch Kapitel 1.3.1.2.4.5 CE-Kennzeichnung). Die Übereinstimmung der Fenster-, Türen-, und Fassadenkonstruktion mit den Anforderungen der jeweiligen Produktnormen ist nachzuweisen. Für tragende Stahl- und Aluminiumbauteile bedeutet das für den herstellenden Betrieb, dass er seine werkseigene Produktionskontrolle zertifizieren lassen muss. Dazu bietet das Kapitel 1.16.5 die notwendigen Informationen und Hilfsmittel bis hin zum Musterhandbuch mit den entsprechenden Vorlagen.

In fast jedem Metallbaubetrieb wird geschweißt und das oft im geregelten Bereich. Sie sollten dabei unbedingt beachten, dass die Schweißerprüfungen Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Fertigung abgestimmt sind. Für den schnellen Überblick empfiehlt es sich, das Schweißpersonal aufzulisten. Aus der Liste sollten Art und Umfang der Schweißerprüfung und die Geltungsdauer für jeden Schweißer hervorgehen. Hilfreich ist dabei das Kapitel 1.18.3.9 mit der Liste des Schweißpersonals.

Für die gesicherte und zertifizierte schweißtechnische Fertigung sind Schweißanweisungen zu erstellen. Diese enthalten Vorgaben für die Verbindungsgestaltung und die Schweißfolge sowie die Schweißprozessparameter. Eine Mustervorlage finden Sie im Kapitel 1.18.3.10.

Die Werkstücke und deren Bearbeitung sind auf Übereinstimmung mit der Werkplanung, Übereinstimmung mit den Systemvorgaben und Maßhaltigkeit in vorgegebenen Toleranzgrenzen zu prüfen. Diese Prüfung wird für jeden Arbeitsschritt im Fertigungsprozess durch festzulegende Stichproben vorgenommen. Die Prüf- und Messmittel sind vorzugeben. Sie können vom Bearbeiter selbst oder dessen Vorgesetzten, von der Schweißaufsichtsperson oder Qualitätskontrolle und eventuell von einer externen Stelle (zum Beispiel bei einer Ultraschallprüfung) durchgeführt werden. Im Arbeitsplan sind die verschiedenen Prüfschritte genannt.

Bei Beanstandungen sollte das Produkt von der Weiterverarbeitung ausgeschlossen und entsprechend als „gesperrt“ markiert werden. Eine Dokumentation der Beanstandung kann in einem Qualitätsabweichungsprotokoll erfolgen. Dazu hält die Fachregel im Kapitel 1.18.3.4 eine Mustervorlage bereit.

Prüfen Sie die Schweißnähte

Besonders wichtig und sensibel ist die Prüfung der Schweißnähte – vor allem im geregelten Bereich. Wenn Schweißnähte von Stahlkonstruktionen nach EN 1090 betroffen sind, ist bezüglich Umfang und Prüfverfahren entsprechend den Angaben in den Ausführungsunterlagen beziehungsweise nach Kapitel 12.4 der EN 1090 zu prüfen. Diese Anforderungen sind in der Fachregel genau ausgeführt. Besonders hilfreich für die Einschätzung der zulässigen Unregelmäßigkeiten an Schweißnähten ist das Kapitel 1.19.10. Dort sind Prüfumfang und -art für die entsprechende Ausführungsklasse (EXC – Execution Class) aufgeführt und in einer übersichtlichen Tabelle sind die Grenzwerte für die Unregelmäßigkeiten je nach Art und Bewertungsgruppe zu finden. Damit lässt sich sehr gut feststellen, ob die Schweißnaht entsprechend der DIN EN ISO 5817 noch regelgerecht ist.Viele Bauteile und Produkte des Stahlbauers werden anschließend verzinkt und zum Teil auch beschichtet. Wichtige Hinweise dazu enthalten die Kapitel 1.8.2.1.3.2 Feuerverzinken und 1.8.2.1.2 Pulverbeschichten beziehungsweise 1.8.2.1.3.2.5 Duplex-System. Dort erfahren Sie, was für die Absprachen mit dem Verzinker wichtig ist und worauf Sie sonst noch achten müssen.

Bevor das fertige Produkt dem Kunden übergeben wird, sollte eine Endprüfung stattfinden. Dabei ist festzustellen, ob die im Arbeitsplan festgelegten Prüfungen erfolgt sind, das Produkt der Kundenbestellung vollständig entspricht und die eventuell an den Kunden zu übergebenden Zeugnisse oder Prüfprotokolle vollständig und richtig ausgefüllt vorhanden sind.

Mit diesen Hilfsmitteln entstehen am Ende des Fertigungsprozesses Bauteile und Produkte, mit denen der Kunde zufrieden ist, die alle seine Anforderungen erfüllen, die mängelfrei sind und letztlich auch wirtschaftlich gefertigt wurden.

zuletzt editiert am 03.02.2022