Seit dem 1. Juli 2025 ist Tobias Schäfer neuer Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Feuerverzinken. Nach Stationen bei deutschen und europäischen Industrieverbänden und in der politischen Kommunikation bringt er frische Impulse in eine Branche, die mit dem Metallbauerhandwerk eng verbunden ist. Im Interview spricht Schäfer über seine Pläne, die Rolle des Metallbaus und die Chancen gemeinsamer Weiterentwicklung.
Kurzvita
Tobias Schäfer
begann nach seinem Masterstudium der politischen Kommunikation in Düsseldorf und Brüssel seine berufliche Karriere in der chemischen Industrie bei Evonik Industries und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI). Er hatte verschiedene Führungspositionen in der WirtschaftsVereinigung Metalle (WVMetalle) und zuletzt in der European General Galvanizing Association (EGGA - Galvanizing Europe) inne. Heute ist er Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Feuerverzinken in Deutschland.
Tobias Schäfer verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der politischen Kommunikation, Interessensvertretung und Verbandsarbeit. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Kreislaufwirtschaft, Mittelstands- und Europapolitik.
Herr Schäfer, wie möchten Sie als neuer Hauptgeschäftsführer die Zusammenarbeit zwischen der Feuerverzinkungsbranche und dem Metallbauerhandwerk stärken?
Ich sehe große Chancen darin, unser bestehendes Netzwerk an persönlichen Kontakten und ehrenamtlichem Engagement weiter auszubauen. Gleichzeitig ist mir wichtig, auch auf operativer Ebene enger zusammenzurücken: durch einen lebendigen Austausch, gezielte Angebote und gemeinsame Aktivitäten, die beide Seiten voranbringen.
Welche Rolle spielt das Metallbauerhandwerk für die Feuerverzinkungsindustrie – sowohl wirtschaftlich als auch als Partner in der Wertschöpfungskette?
Das Metallbauerhandwerk ist ohne Zweifel das Rückgrat unserer mittelständischen Kunden. Es verbindet handwerkliche Exzellenz mit unternehmerischem Mut und begleitet unsere Branche seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner. Ohne diese Verbindung wäre die Erfolgsgeschichte der Feuerverzinkung nicht denkbar.
Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für Metallbauer in der Zusammenarbeit mit Verzinkereien?
Eine der größten Herausforderungen liegt aktuell sicher in der wirtschaftlichen Gesamtlage. Die angespannte Situation in der Bauwirtschaft betrifft sowohl Metallbauer als auch Verzinkereien. Viele Projekte werden verschoben oder nur zögerlich beauftragt. Gleichzeitig sehen wir aber auch neue Chancen – etwa durch geplante Investitionen in Infrastruktur, Erneuerbare Energien oder den landwirtschaftlichen Bau. Hier könnten sich zukunftsfähige Märkte für beide Seiten eröffnen, vor allem im öffentlichen Bereich, zum Beispiel beim Brückenbau oder der Gebäudetechnik.
In der täglichen Zusammenarbeit gibt es zudem fachliche Herausforderungen, besonders an den Schnittstellen zwischen Planung, Fertigung und Verzinkung. Ein gutes Beispiel ist das verzinkungsgerechte Konstruieren von Bauteilen: Hier kommt es immer wieder zu Unklarheiten – etwa bei Entlüftungen, Hakenpositionen oder geschlossenen Hohlräumen. Das führt nicht selten zu Nacharbeiten, die vermeidbar wären. Mit mehr Austausch und etwas gezielter Planung lassen sich solche Probleme oft unkompliziert lösen.
Auch Brandschutzanforderungen, etwa R30-Lösungen mit feuerverzinktem Stahl, werden wichtiger. Hier gibt es bereits praxistaugliche und geprüfte Ansätze, aber sie sind noch nicht allen Planenden und Ausführenden bekannt.
Ein weiteres Thema, das beide Seiten betrifft, ist der Fachkräftemangel. Deshalb setzen wir als Verband stark auf Wissensvermittlung – sei es durch unsere Webinare, Fachveranstaltungen oder unsere Zeitschrift Feuerverzinken. Ziel ist es, technisches Know-how verständlich und praxisnah zu vermitteln – für Metallbauer genauso wie für Verzinkereien.
Welche Unterstützung bietet der Bundesverband Feuerverzinken dem Metallbauerhandwerk konkret an?
Wie schon erwähnt, ist ein zentraler Baustein unserer Arbeit der Wissenstransfer – sowohl nach innen in die Mitgliedsunternehmen als auch nach außen, insbesondere in Richtung unserer Partner im Metallbau. Mit unseren praxisorientierten Webinaren, an denen allein im Jahr 2024 über 1.400 Teilnehmende registriert waren, bieten wir regelmäßig fundierte Informationen zu Themen, die Planer:innen und Ausführende wirklich weiterbringen.
Beispielsweise ging es um R30-Brandschutz durch Feuerverzinken, Korrosionsschutzplanung, Straßenbrückenbau, Normen und Regelwerke wie DIN EN ISO 1461 oder die DASt-Richtlinie 022, aber auch um Zukunftsthemen wie zirkuläres Bauen oder den Einsatz feuerverzinkten Betonstahls in Kombination mit Infraleichtbeton. Diese Vielfalt zeigt: Unser Ziel ist es, praxistaugliches Fachwissen für die tägliche Arbeit bereitzustellen – verständlich, aktuell und kostenlos zugänglich. Gerade im Austausch zu diesen Veranstaltungen entstehen oft wertvolle Impulse für beide Seiten.

Wie hilft Feuerverzinken dabei, nachhaltigere und langlebigere Produkte zu fertigen?
Feuerverzinken ist per se eine nachhaltige Lösung. Es verlängert Lebenszyklen und spart Ressourcen. Unsere Umweltproduktdeklaration (EPD) dokumentiert das transparent. Damit können Metallbauer in Ausschreibungen punkten und ihren Bauherren Lösungen anbieten, die Umwelt- und Qualitätsansprüchen gleichermaßen gerecht werden. Perspektivisch arbeiten wir daran, den CO₂-Fußabdruck weiter zu senken. In einer kürzlich veröffentlichten Vergleichsstudie vom Öko-Institut konnte gezeigt werden, dass feuerverzinkter Stahl im Hallenbau signifikant weniger Treibhausgasemissionen verursacht als vergleichbare Varianten aus beschichtetem Stahl oder Stahlbeton.
Welche Trends im Metallbau beeinflussen die Feuerverzinkungsbranche besonders?
Neben gestalterischen Anforderungen beobachten wir eine zunehmende Digitalisierung – sowohl im Metallbau als auch in unserer Branche. Hier braucht es gemeinsame Schnittstellen, Standards und Dialog. Ein weiterer Trend betrifft neue Werkstoffe: Hochfeste Stähle halten Einzug in die Praxis, und wir forschen intensiv daran, wie sich auch diese zuverlässig verzinken lassen.
Welche Aufgaben machen Ihnen persönlich besonders Freude?
Ganz klar: der Austausch mit den Menschen. Ich komme selbst aus der wirtschaftspolitischen Interessenvertretung und weiß, wie wichtig Netzwerke, gegenseitiges Vertrauen und Offenheit für neue Ideen sind. Die mittelständisch geprägte Branche ist engagiert, pragmatisch und zukunftsorientiert – genau das gefällt mir.