Was tun gegen den Fachkräftemangel in der Industrie? Der Bundesverband Feuerverzinken e.V. bietet seit 2021 den Fortbildungslehrgang zur Fachkraft Feuerverzinken an.
Qualifizierung ist notwendiger denn je. Der demografische Wandel ist spürbar, und qualifizierte neue Mitarbeiter sind schwer zu finden. Zudem steigen stetig die Anforderungen durch Kundenwünsche und Digitalisierung. Seit 2021 bietet der Verband den Fortbildungslehrgang zur Fachkraft Feuerverzinken an. Das Programm richtet sich an Berufsanfänger, Quereinsteiger und Mitarbeitende in Feuerverzinkereien, die ihr Wissen erweitern und sich weiterqualifizieren möchten.
Die Besonderheit: Die Weiterbildung findet maßgeblich durch E-Learning statt und wird durch interaktive Webtrainings, Online-Sprechstunden und durch den Ausbilder im jeweiligen Feuerverzinkungsunternehmen ergänzt. Patrick Düren-Rost, Director Technical & Education beim Bundesverband Feuerverzinken, hat den Lehrgang maßgeblich mitentwickelt. Im Interview erklärt er, wie das Konzept funktioniert.
Kurzvita
Patrick Düren-Rost
Als Dipl.-Ing. (FH) Architektur ist Patrick Düren-Rost in seiner heutigen Funktion Director Technical & Education beim Bundesverband Feuerverzinken. In seinem Studium fokussierte er sich unter anderem auf den Stahlbau, arbeitete in einem Kölner Architektur- und Ingenieurbüro und wechselte 2002 zum Institut Feuerverzinken. Dort wirkte er als Beratungsingenieur, Referent sowie als Experte in Normungsgremien, bevor er 2016 die Leitung des technischen Referats übernahm. Sein Engagement gilt der praxisorientierten Weiterentwicklung der Branche – mit einem besonderen Fokus auf Bildung und Nachwuchsförderung.
Worum geht es in dem Lehrgang zur Fachkraft Feuerverzinken?
Der Lehrgang ist ein systematisch aufgebautes Qualifizierungsangebot für Mitarbeitende in Feuerverzinkereien. Wir geben das nötige theoretische Fachwissen an die Hand, um Prozesse noch besser zu verstehen, eigenverantwortlich zu handeln und die hohen Qualitätsstandards sicher einzuhalten.
Wie lange dauert er?
Der Lehrgang erstreckt sich über ein Jahr, für den aktuellen Kurs bedeutet das konkret von März 2025 bis März 2026. In dieser Zeit werden etwa 200 Arbeitstage im Betrieb durch rund 150 Stunden digitalen Theorieunterricht ergänzt. Dieser findet über unsere eigene E-Learning-Plattform sowie in sieben interaktiven Webtrainings mit zusätzlichen Sprechstunden statt.
An wen richtet sich das Angebot?
Wir sprechen gezielt geringqualifizierte Berufs-, aber auch Quereinsteiger und berufserfahrene Mitarbeitende an, die ihre theoretischen Kenntnisse für ihre praktische Tätigkeit erweitern möchten. Es geht darum, das vorhandene Potenzial der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch befähigende Weiterbildung zu fördern. Voraussetzung ist hierbei gar nicht ein bestimmter Schulabschluss, sondern neben der Motivation vielmehr die Bereitschaft, eigenverantwortlich zu lernen, sowie grundlegende Deutschkenntnisse auf mindestens B1-Niveau.
Wo und wie findet die Weiterbildung statt?
Die Berufspraxis erfolgt direkt im Mitgliedsbetrieb, wo die Teilnehmenden beschäftigt sind. Die theoretischen Inhalte werden über unsere eigene E-Learning-Plattform mit Lernvideos, Aufgaben, Tests und regelmäßiger Lernstandskontrolle vermittelt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen müssen bis zu einem festgelegten Datum die eingestellten Inhalte erfolgreich bearbeitet haben. Dabei liegt es an den Teilnehmenden selbst, wann sie die Lernvideos anschauen und wann die Aufgaben und Tests bearbeitet werden. Durch die E-Learning-Plattform stehen diese 24/7 zur Verfügung und können beliebig oft wiederholt werden, mit dem Ziel, das neu erlernte Wissen zu festigen.
Erst danach werden weitere Inhalte freigeschaltet, sodass sukzessive die Lerninhalte aufeinander aufbauen. Ergänzend führen wir alle zwei Monate Webtrainings mit einem Rückblick auf vergangene Inhalte und einem Ausblick auf zukünftige Inhalte durch. Hierbei werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit Fragestellungen persönlich und direkt angesprochen und so aktiv in die Webtrainings eingebunden. Abgerundet wird das Programm durch eine Abschlussprüfung, welche ebenfalls online stattfindet.
Wer darf teilnehmen?
Teilnehmen können ausschließlich Mitarbeitende aus Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Feuerverzinken oder aus Partnerunternehmen des Instituts Feuerverzinken. Die Betriebe melden ihre Mitarbeitenden an und begleiten sie intern, zum Beispiel durch betriebliche Ausbilder, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Dieses Modell fördert die Einbindung vor Ort und erhöht den Lerneffekt.
Was ist das Ziel des Lehrgangs?
Wir möchten zwei Dinge erreichen: Erstens dem akuten Fachkräftemangel in unserer Branche proaktiv entgegenwirken. Und zweitens durch die Qualifizierung weitere Perspektiven für die Mitarbeitenden in den jeweiligen Feuerverzinkungsunternehmen schaffen. Eine fundierte Qualifikation erhöht die Identifikation und die Bindung ans Unternehmen, steigert die Qualität der Arbeit und macht den Beruf noch attraktiver. Die Rückmeldungen sowohl von den Betrieben als auch von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zu diesem Lehrgang sind sehr gut: Wer versteht, was er tut, arbeitet mit mehr Sicherheit, Motivation und Stolz.
Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben Sie in den ersten Jahrgängen gewonnen?
Für uns, für die Betriebe und für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen war zunächst alles Neuland, denn Erfahrung auf dem Bereich des E-Learnings war auch bei uns nur bedingt vorhanden. Doch die Resonanz im ersten Lehrgangsjahr war bereits so positiv, was uns bestärkt hat, das Konzept weiterzuentwickeln. Viele Teilnehmende berichten, dass sie in ihrer Tätigkeit bestärkt werden und sie das Gefühl haben, gezielt gefördert zu werden. Das wirkt sich auch auf das Betriebsklima und die Identifikation mit dem Unternehmen aus.
Besonders erfreulich ist für uns, wie gut die Verbindung von betrieblicher Praxis und digitaler Theorie funktioniert – auch bei Personen, die mit E-Learning vorher gar keine Erfahrung hatten. Und: Die Abschlussprüfungen zeigen klar, dass die Lerninhalte ankommen.
