Zwei Personen in einer Industriehalle mit Schutzhelmen in der Hand.
Dr. Birgitt Bendiek und Lars Baumgürtel haben entschieden, dass das ihnen zustehende Preisgeld vollständig in wissenschaftliche Untersuchungen und Projekte fließen wird, die den Weg zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft weiter vorantreiben. (Quelle: Zinq)

Hohe Auszeichnung 2025-10-27T11:19:01.890Z Zinq gewinnt Deutschen Umweltpreis

Für ihren Beitrag zu einer ressourcenschonenden, zirkulären Industrie sind Lars Baumgürtel und Dr. Birgitt Bendiek mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgezeichnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte die Auszeichnung am Sonntag in Chemnitz. „Mit Planet Zinq haben wir ein praxiserprobtes Modell entwickelt, das zeigt, wie energie- und rohstoffintensive Unternehmen ihre Produktion konsequent zirkulär gestalten können“, sagt Dr. Birgitt Bendiek, Geschäftsführerin Zinq Deutschland. Die Auszeichnung würdigt die Leistungen der rund 2.000 Mitarbeitenden von Zinq in Europa, die über 15 Jahre an der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Innovationen im Rahmen von Planet Zinq gearbeitet haben. Der Preis ist Bestätigung und Motivation zugleich: „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel. Der Deutsche Umweltpreis ist für uns Ansporn, unsere Reise zur dreifachen Null konsequent weiterzugehen – gemeinsam mit Kunden und Partnern “, so Lars Baumgürtel, geschäftsführender Gesellschafter Zinq.

Mit dem zirkulären Geschäftsmodell treibt Zinq die Transformation zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft voran. Dazu werden sämtliche Prozesse und Produkte so gestaltet, dass Energie und Ressourcen effizient genutzt und Materialien im Kreislauf geführt werden. Ziel sind Produkte in Triple-Zero-Qualität – null CO₂-Emissionen, null Abfall und null Umweltverschmutzung. Dazu wurden in acht Handlungsfeldern Maßnahmen auf Basis genormter, frei verfügbarer Standards entwickelt, die durch ihren modularen Aufbau auf andere Unternehmen und Branchen übertragbar sind.

Basis einer ressourcenschonenden Industrie

Grundpfeiler und zugleich Ursprung von Planet Zinq ist das Denken in Kreisläufen nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Zinq setzt dafür auf ein zirkuläres Produktdesign nach drei zentralen Prinzipien der R-Strategien: Design the loop, Slow the loop und Close the loop. So werden Produkte materialgesund entwickelt, ihre Lebensdauer verlängert und sämtliche Materialien immer wieder in den Kreislauf zurückgeführt. „Kein Produkt ist perfekt. Doch jedes Produkt kann besser werden, wenn Qualität über reine Funktionalität hinausgeht und Langlebigkeit, Materialgesundheit und Wiederverwertbarkeit einschließt“, sagt Lars Baumgürtel. Die Stückverzinkungsoberflächen von ZINQ sind nach Cradle to Cradle (C2C) zertifiziert und damit nachweislich materialgesund und designt für Zirkularität.

Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen senken

Planet Zinq zeigt, dass energie- und rohstoffintensive Unternehmen ihre Produktion und Produkte auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise umstellen und dadurch Emissionen sowie Ressourcenverbrauch senken können. Mit dem Low Carbon Zinq-Programm, ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells, werden verschiedene Maßnahmen zur Dekarbonisierung rund um den Einsatz und Verbrauch von Zink gebündelt. Seit 2012 konnten dadurch rund 285.000 Tonnen CO₂ eingespart werden. Grundlage von Planet Zinq sind Innovationen, die im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Gelsenkirchen entstehen. Hier wurde auch das Dünnschichtverzinkungsverfahren „microZINQ“ entwickelt. Während bei einer herkömmlichen Verzinkung die Zinkschicht auf Stahl 80 bis 100 Mikrometer beträgt, liegt sie beim neuen Verfahren bei nur rund zehn Mikrometern – das ist etwa ein Zehntel der Dicke eines menschlichen Haares. Dadurch sinkt der Zinkverbrauch um bis zu 80 Prozent. „Allein mit ‚microZINQ‘ konnten wir seit 2016 insgesamt 3.852 Tonnen Zink einsparen“, betont Dr. Birgitt Bendiek.

„Alles hat eine Oberfläche. Darin liegt ein großer Hebel für Veränderung. Deshalb möchten wir gemeinsam mit Kunden, Partnern, Politik und Wissenschaft eine zirkuläre Wirtschaftsweise vorantreiben. Unser Ziel ist eine zirkuläre Oberflächentechnik“, sagt Lars Baumgürtel. Ein Ziel mit großem Impact, denn Stahloberflächen finden sich überall: in Brücken, Leitplanken, Fahrzeugen, Maschinen oder Haushaltsgeräten.

Preisgeld wird investiert

Der deutsche Umweltpreis ist in Europa nicht nur die Auszeichnung mit dem höchsten Renommee, sondern auch mit der höchsten Dotierung. Birgitt Bendiek und Lars Baumgürtel haben entschieden, dass das ihnen zustehende Preisgeld vollständig in wissenschaftliche Untersuchungen und Projekte fließen wird, die den Weg zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft weiter vorantreiben. „Wir planen, die Mittel für zwei Studien einzusetzen“, erklärt Dr. Birgitt Bendiek. Die erste soll aus technischer Perspektive den aktuellen Stand analysieren und aufzeigen, welche Schritte noch notwendig sind. Die zweite befasst sich mit der Ökonomisierung von zirkulärer Qualität von Produkten – aus wissenschaftlicher und strategischer Sicht. „Damit sich zirkuläre Produkte am Markt behaupten können und damit wettbewerbsfähig sind, braucht es zirkuläre Leitmärkte, in denen sich die Entscheidung für zirkuläre Produkte auch wirtschaftlich lohnt. Digital zirkuläre Produktpässe spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da sie die ökologischen Eigenschaften der Produkte mess- und sichtbar machen“, so Baumgürtel.

Lars Baumgürtel ist seit 1992 geschäftsführend bei ZINQ tätig. Seit 1998 ist er geschäftsführender Gesellschafter und seit 2008 alleiniger Gesellschafter des Familienunternehmens in vierter Generation. Seine akademischen Schwerpunkte während des Studiums an der WHU Koblenz, der EM Lyon (F) und der UT in Austin (TX) lagen in den Bereichen Entrepreneurship und Produktionswissenschaften. Lars Baumgürtel ist Präsident der IHK Nordwestfalen und Vorstand im Branchenverband ZVO (Zentralverband Oberflächentechnik) eV. Er setzt sich in vielen Initiativen wie Klimaschutzunternehmen, In4Climate, C2C NGO, TECH.LAND, Circular Performer und Klimahafen für die Umsetzung einer Triple-Zero zirkulären Wirtschaftsweise ein.

Dr. Birgitt Bendiek promovierte 1998 am Institut für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling der RWTH Aachen und startete ihre Berufskarriere anschließend bei einem internationalen Zinkproduzenten. 2005 wechselte sie zu ZINQ und ist dort seit 2025 Geschäftsführerin von ZINQ Deutschland, dem größten Geschäftsbereich der ZINQ Gruppe. Sie ist Vorständin bei Initiative Zink eV und Mitglied im DIN Ausschuss „Schmelztauchüberzüge" und im ISO-Arbeitskreis „Hot dip coatings”. Außerdem ist sie engagiert in diversen Gremien der Industrie, die sich mit Innovation und Nachhaltigkeit befassen (unter beim ZVO e.V. und In4Climate).

Über die ZINQ-Gruppe Seit 1889 ist ZINQ auf Oberflächentechnik spezialisiert und heute Europas Marktführer im Bereich Korrosionsschutz auf Stahl durch Zink. Das Familienunternehmen entwickelt und appliziert nachhaltige Oberflächen, die Stahlprodukten eine lange, wartungsfreie Lebensdauer von bis zu 100 Jahren ermöglichen. Jedes Jahr schützt ZINQ an über 50 Standorten in Deutschland, Belgien, Niederlande, Frankreich und Polen mehr als 550.000 t Stahl vor Korrosion. Das Tochterunternehmen ZINQ Technologie vergibt Lizenzen für innovative und nachhaltige Oberflächentechnologien, die von 40 Mitarbeitern im größten F&E-Zentrum der Branche entwickelt werden. Als Klimaschutzunternehmen ist ZINQ Pionier der zirkulären Transformation: mit materialgesunden Low-Carbon-Prozessen und -Produkten, geschlossenen Stoffkreisläufen und Cradle to Cradle-Oberflächen. Das zirkuläre Geschäftsmodell Planet ZINQ definiert den Weg zu Klimaneutralität im Sinne der EU-ESPR durch Produkte in Triple-Zero Qualität (zero carbon, zero waste, zero pollution).

zuletzt editiert am 30. Oktober 2025