(August 2022) Die Metallwerkstatt Jörg Otto aus Halle an der Saale hat im vorigen Jahr den Deutschen Metallbaupreis in der Kategorie „Türen, Tore, Zäune“ mit dem Besuchereingang des Naumburger Doms gewonnen. Warum die kreative Seite seines Berufs und die Stärken und Fähigkeiten seiner Mitarbeiter für Jörg Otto so wichtig sind, erläutert er im Interview.
Wie schätzen Sie die momentane konjunkturelle Situation in Ihrem Betrieb ein?
Die Auftragslage stellt sich im Moment als gut bis sehr gut dar. Doch das bedeutet nicht, dass wir uns zurücklehnen können. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation im Hinblick auf Materialpreis und Beschaffbarkeit entwickelt.
Haben Sie Lieferkettenprobleme und beeinträchtigt der Ukrainekrieg Ihr Geschäft?
Zum Glück sind wir davon noch weitgehend verschont geblieben.
Wie gehen Sie mit der momentan sehr schwierigen (weil dynamischen) Preisgestaltung um?
Ich versuche das Risiko mit relativ kurzen Angebotsbindefristen klein zu halten. Allerdings waren wir auch schon auf Grund von Materialpreiserhöhungen von Auftragsstornierungen betroffen.
Gibt es noch weitere besondere Herausforderungen, denen Sie sich stellen müssen?
Der Umfang der Planungsleistungen der zunehmend von uns Handwerkern abverlangt wird, stellt eine nicht unerhebliche Belastung dar. Die Flut der Mails und ständige Änderungen in der Planung nehmen auch ständig zu. Natürlich ist es eine große Herausforderung junge Leute für unsere interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit zu begeistern. Dies müssen wir zielgerichteter angehen, was als kleine Firma nicht immer leicht zu realisieren ist.
Aus welchen Bereichen (Kundschaft und Produkte) kommt momentan das Gros Ihrer Aufträge?
Unsere Aufträge sind sehr gemischt. Dies ist Vor-und Nachteil zugleich. Wir können so sehr flexibel auf geänderte Situationen reagieren.
Wie wichtig ist für Sie die kreative Seite Ihres Berufes und wie setzen Sie das bei Ihren Aufträgen um?
Besonders spannend sind für mich Aufträge, die in Zusammenarbeit mit Architekten, Planern und Bauherren entstehen. Wenn die Lösung für ein Problem sich gemeinsam entwickeln lässt und unsere langjährigen Erfahrungen mit einbezogen und anerkannt werden. Immer wieder interessant gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Künstlern bei der Umsetzung ihrer oft herausfordernden Ideen.
Sie bieten ein breites Spektrum an Metallbauarbeiten an. Welche Aufträge bearbeiten Sie besonders gern?
Die sehr unterschiedlichen Anforderungen, die unsere Aufträge mit sich bringen, sind einerseits sehr reizvoll, können aber auch kompliziert sein. Ich selbst arbeite auch gerne an kleinen Detaillösungen, zum Beispiel für Wetterfahnen. Die Wetterfahnen und Turmkugeln begleiten mich nun seit über dreißig Jahren und sind immer wieder mit aufregenden Montagen und dankbaren Bauherren verbunden. Gern erarbeite ich individuelle Lösungen für Treppen und Geländer für private Bauherren, die unsere Erfahrung und Qualität zu schätzen wissen. Auch ein fast schrottreifes historisches Gitter oder Geländer wieder in alter Schönheit erstrahlen zu lassen, ist eine dankbare Aufgabe.
Sie haben im vorigen Jahr den Deutschen Metallbaupreis gewonnen. Was bedeutet der Preis für Sie und wie hilft er Ihnen bei der Kundenakquise?
Den Preis im Jahr des dreißigjährigen Bestehens meiner Firma erhalten zu haben, war eine ganz besondere Freude und Bestätigung des immerwährenden Bemühens eine gute hochwertige handwerkliche Arbeit zu erbringen. Der Preis hat uns als Team enger zusammengebracht. Eine sehr positive Resonanz erhielten wir auch von Architekten und Planern. Das Siegerlogo ziert jetzt unsere Angebote, Rechnungen und E-Mails.
Wie machen Sie Ihre Firma zukunftsfest und was sind Ihre Pläne für die nächsten Jahre?
Durch doch immer neue, wenn auch kleine Investitionen in Maschinen, arbeitserleichternde Hilfsmittel, oder Software. Da wir als kleines Unternehmen überwiegend regional tätig sind, wollen wir unseren langjährig gewachsenen Kundenstamm pflegen und darauf bauen, dass qualitativ hochwertiges Handwerk weiterhin geschätzt wird. Mir ist wichtig, dass alle Mitarbeiter ihre Stärken und individuellen Fähigkeiten in unsere Aufträge mit einbringen können.
Was ist ihre Lieblingsbeschäftigung im Betrieb?
Ich selbst arbeite sehr gern an kleinen, plastischen Details zum Beispiel für Wetterfahnen. Das ist nicht oft möglich, dafür aber sehr befriedigend, im Gegensatz zur unvermeidlichen Büroarbeit.
Schaffen Sie es noch, sich einem Hobby zu widmen und wenn ja, welchem?
Ausgleich zum häufig zu bürolastigen Alltag finde ich in unserem Waldgrundstück mit ausreichender körperlicher Betätigung. Auch die Leidenschaft des Tangos bietet sehr viele Möglichkeiten der Abwechslung. Dieser hat uns schon bis nach Buenos Aires gebracht.

„Der Preis hat uns als Team enger zusammengebracht.“
Jörg Otto
Jörg Otto
Geboren 1964, nach Abitur und Grundwehrdienst; Ausbildung zum Silberschmied (damals vom Ministerium für Kultur der DDR als ein vom Aussterben bedrohter Beruf gefördert); Arbeit in der väterlichen Werkstatt und bei einem Metallgestalter; 1991 Meisterprüfung als Silberschmied; seit 1991 selbstständig; Tätigkeitsfeld von Wetterfahnen, Turmkugeln bis zu Ladeneinrichtungen, Tor-und Zaunanlagen, Treppen, Restaurierungen.
Werkstatt 600 Quadratmeter, mit Schlagschere bis sechs Millimeter, Abkantbänken, Drehbank, Drückbank, Ständerbohrmaschinen, Band-und Kreissäge, separater Bereich zur Bearbeitung von Edelstahl und Buntmetall; fünf Mitarbeiter.