Die Firma Uhe aus Hemmingen produziert Teile für High-Tech-Branchen mit High-Tech-Feinmechanik. An dieser Stelle informieren wir Sie über Neuigkeiten aus dem Bereich der Feinwerkmechanik im Bundesverband Metall und stellen interessante Betriebe in loser Folge vor.
„Wenn früher mal ein paar Teile fehlerhaft waren, dann haben die Unternehmen sie in die Kiste ganz nach unten gepackt und gehofft, dass der Kunde es nicht merkt. Das geht heute gar nicht mehr“, erzählt Hermann Strathmann. Der Geschäftsführer der Firma Uhe wirbt auf seiner Firmenwebsite mit „Mechanik vom Feinsten“ und mit „Präzision und Geschwindigkeit“. Uhe ist die Abkürzung für „Ultra High Energy. Sein für die Luftfahrt zertifiziertes Unternehmen liefert „Goldstandard“ und manchmal auch Bundessieger. So wie in diesem Jahr, als Junggeselle Sascha Gellert aus dem Bundeswettbewerb in Northeim als Deutschlands bester Zerspanungstechniker hervorging.
Goldstandard bedeutet, dass höchstens drei Teile von Tausend fehlerhaft sein dürfen. Besser noch ist natürlich, dass alle perfekt sind. Immer fehlerfrei arbeiten, Tag für Tag gemeinsam Höchstleistungen zu vollbringen ist kein Kinderspiel.
Mit hochwertigsten Produkten zum Erfolg
Hermann Strathmann jr. führt das 1932 von seinem Großvater Erich gegründete Unternehmen. Auf 2.500 Quadratmetern produziert er Teile für High-Tech-Branchen mit High-Tech-Feinmechanik, die mit einem hochmodernen Maschinenpark gedreht und gefräst werden. Nach dem Studium ging der Maschinenbauingenieur ins väterliche Unternehmen mit dem Ziel, es mit hochwertigsten Produkten zum Erfolg zu führen.
In der ersten Zeit, konzentrierte er sich darauf, Maschinen und Prozesse zu verstehen und zu beherrschen. Als ihm klar wurde, dass auch die neuste und teuerste Maschine nur so gut ist, wie der Mensch, der sie bedient, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf das Thema Mitarbeiterführung. Das war schon komplizierter, denn Menschen sind keine Maschinen.
Schon bald merkte er, dass sich die Mitarbeiter daran gewöhnt hatten, nur das zu tun „was der Chef sagt“ und nicht auf die Idee kamen, selbständig Lösungen zu entwickeln und aktiv Verantwortung zu übernehmen. Das wollte er ändern.
Dass der Kulturwandel, der dafür notwendig war, relativ schnell gelungen ist, lag an dem guten „Coach“ an seiner Seite. Eine Mitarbeiterin des Metallverbandes half ihm. Sie organisierten eine Mitarbeiterbefragung. Und setzen sich als Ziel, dass alle selbständiger arbeiten und mehr Eigenverantwortung übernehmen sollten. Für ihn selber, den Chef, bedeutete es, dass er lernen musste „Nein“ zu sagen. Ein Nein das genau genommen auch ein Ja war. Ein Ja im Sinne von: „Ich vertraue Dir. Ich weiß Du kannst das Problem auch ohne mich lösen.“
Fordern bedeutet auch fördern
Hermann Strathmann hat in dieser Zeit gelernt, wie wichtig dies Art von „Fordern“ ist, und dass Fordern auch Fördern bedeutete.
Mit großer Freude denkt er an den Lehrling, der damals zu ihm kam, damit er, der Chef, ein notwendiges Softwareupdate für eine Fräse macht. Er hatte ihn mit der Bitte zurückgeschickt, selber eine Lösung zu finden. Was, wie sich dann herausstellte, einfacher war und schneller ging, als es sich der junge Mann vorstellen konnte.
„Mitarbeiter“, sagt Hermann Strathmann, „hat man früher für nachwachsende Rohstoffe gehalten, das hat sich komplett geändert.“ Er ist dazu übergegangen, jeden Monat einen „Mitarbeiter des Monats“ auszuzeichnen. Das motiviert nicht nur die Mitarbeiter sondern auch ihn, sagt Hermann Strathmann: „Es führt dazu, dass ich einmal im Monat daran erinnert werde, was für tolle MitarbeiterInnen ich habe und dankbar darüber bin.“
Auftraggeber verstehen sich immer öfter als Coach
Tag für Tag „Goldstandard“ zu produzieren, ist für die komplexen Lieferketten, in die sein Unternehmen eingebunden ist, inzwischen eine Art Mannschaftsport. Alle wissen, dass man einander braucht, um die extrem hohen Erwartungen der High-Tech-Branchen, für die sie arbeiten, zu erfüllen. Auftraggeber verstehen sich heute immer öfter als Coach und tragen aktiv und beratend dazu bei, dass ihre Partner erfolgreich sind.
Das Thema Fachkräfte wird in Zukunft noch wichtiger werden, sagt Hermann Strathmann. Er bereitet sein Unternehmen auf so manch eine Herausforderung vor, die vor ihm liegt. Prozesse vereinfachen, zum Beispiel durch Wissensmanagement: „Wir hatten erste ein Wiki im Sinn. Das war eine Überforderung. Jetzt haben wir ein elektronisches Archiv, das mit Volltextsuche funktioniert und dabei hilft, alle Informationen zu finden, die das Leben einfacher machen.“
Zur Zukunftsfähigkeit gehören auch die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Abfälle aus der Produktion werden nach Möglichkeit fürs Recycling gesammelt. Filter sorgen für saubere Luft in der Produktion. Und Energiesparen steht auch schon lange auf der Agenda. Die Empfehlungen eines Umweltberaters hat das Unternehmen auch dort umgesetzt, wo es sich nicht sofort rechnete. Schnelle Kosteneinsparungen waren mit dem Beleuchtungsmanagement verbunden. Die Umstellung auf LED oder der Einbau von Präsenzmeldern haben sich sehr schnell gerechnet. Investitionen in die Heizung und das Dach, die sich das Unternehmen geleistet hat, rechnen sich erst in 15 oder zwanzig Jahren. Allerdings tropft es jetzt nicht mehr vom Dach und das Hallenklima ist deutlich besser geworden. Das freut und motiviert die Mitarbeiter.
Doppelt motiviert
„Wenn es darum geht, die Energiekosten zu senken, sind manchmal auch Maßnahmen effizient, an die man nicht sofort gedacht hat“ sagt der Unternehmer. „Wir haben letztlich eine Maschine gekauft, die war nicht nur 100.000 Euro billiger als die alte, sie ist außerdem zwanzig Prozent schneller und senkt – bei gleichen Laufzeiten – unsere Stromrechnung um 15.000 Euro pro Jahr. Auch maschinenbezogene Kalkulationen machen heute umwelttechnisch Sinn.“
Die Zukunft des Unternehmens – und seine eigene - sieht Hermann Strathmann derzeit ausgesprochen fröhlich. Kürzlich ist guter Freund zur Geschäftsführung hinzugestoßen. Mit ihm Tag für Tag über die nächsten Schritte und Innovationen zu diskutieren und alle Probleme anzugehen, macht ihm viel Freude und motiviert in doppelt morgens aufzustehen.
Quelle: Bundesverband Metall