Mit Akku-Nibblern, Scheren und Schlitzscheren trennten die Meisterschüler verschiedene Dünnbleche. Sie freuten sich unter anderem über die extreme Kurvengängigkeit von Nibblern, die am Ende sichtbar war. (Quelle: Trumpf)

Branchen-News 12. January 2023 Praxis macht den Meister

Meisterschulen Gerstetten und Augsburg: Auf dem Weg zu ihren Meisterweihen drücken Spengler-Gesellen und -Gesellinnen nochmal fleißig die Schulbank. 13 Lehrgangsteilnehmer aus Augsburg und Gerstetten konnten im Dezember 2022 aber weit über den Tellerrand des normalen Unterrichts hinausschauen. Bei einem Praxistag bekamen sie Einblicke in die Firmen Trumpf und Altvater.

Nicht jeder ausgebildete Spengler freut sich darauf, wieder in die Schule zu gehen, zu lernen, Prüfungen zu schreiben etc. Dennoch verzeichnen Meisterschulen wie jene in Augsburg und Gerstetten – nach schwierigeren Coronajahren – wieder regen Zulauf von meist jungen Handwerkern. Das gemeinsame Ziel vor Augen, am Ende mehr zu Wissen, noch besser qualifiziert und für Führungsaufgaben gut vorbereitet zu sein, lässt sie den Weiterbildungsweg einschlagen.

Im Rahmen eines Praxistags besuchten Spengler-Meisterschüler aus Augsburg und Gerstetten im Dezember 2022 die Firmen Trumpf und Altvater. (Quelle: Trumpf)

Mit seinen aktuellen Schülern zeigt sich Ausbildungsleiter Bernd Kramer, selbst Klempnermeister und Sachverständiger für das Spenglerhandwerk, sehr zufrieden. Um ihnen die große Vielfalt der Möglichkeiten zu zeigen, wie und womit sich Bleche trennen, verbinden und umformen lassen, stehen stets diverse Exkursionen auf seinen Stundenplänen. Zuletzt hat er die Schüler seiner eigenen Meisterschule und jene, die er in der Augsburger Handwerkskammer unterrichtet , zu einem Praxistag der besonderen Art eingeladen.

Am 8. Dezember fuhr er gemeinsam mit ihnen in den Großraum Stuttgart. Zuerst gings nach Ditzingen zum Technologiekonzern Trumpf. Von den Elektrowerkzeugen her war den meisten Schülern der Name und die Marke bekannt, doch nicht alle wussten um die zahlreichen anderen, dort entwickelten und hergestellten Technologien. Entsprechend spannend war bereits die kurze theoretische Einführung durch Philipp Herwerth, Vertriebsleiter Elektrowerkzeuge Deutschland. Nach Einteilung in drei Gruppen starteten auch direkt die weiteren Programmpunkte.

Interessante Einblicke bot bereits die kurze theoretische Einführung von Philipp Herwerth, Vertriebsleiter Elektrowerkzeuge Deutschland bei Trumpf. (Quelle: Trumpf)

Für Gruppe 1 ging’s „ran ans Blech“

In einem Praxisraum ging’s für Gruppe 1 direkt „ran ans Blech“. Alle Teilnehmer durften sämtliche TRUMPF Werkzeuge selbst ausprobieren. Neben elektrischen Scheren und Schlitzscheren – mit und ohne Spanabtrenner – führten sie Nibbler und Profilnibbler durch verschiedenartige Dünnblechformen.

Danach stand die Dickblechbearbeitung mit Nibblern, Kantenfräsern und Schweißkantenformern auf dem Programm. Hier wurden die Augen der Meisterschüler größer, wie Schul- und Kursleiter Bernd Kramer bestätigt: „Für uns als Spengler sind ja bereits Bleche mit drei, vier Millimetern enorm dick. Wenn man dann erlebt, wie leicht sich ein elektrisches Handwerkzeug durch zehn Millimeter Baustahl arbeitet, ist das schon faszinierend.“

Anschließend ermöglichte Trumpf die Besichtigung diverser Produktionshallen, in denen Teile für Werkzeugmaschinen sowie hochkomplexe Lasersysteme hergestellt werden. Fertigungsanlagen und Ergebnisse der Additiven Fertigung gehörten ebenso zum Rundgang wie die Besichtigung moderner Blechbearbeitungszentren im Trumpf-Customer-Center. Hier konnten sich die Meisterschüler ein Bild davon machen, wie aktuelle Biege-, Stanz- und/oder Lasermaschinen diverse Blechvarianten mit rasender Geschwindigkeit in die gewünschte Form bringen.

Klempnerbetrieb mit Maschinenpark

Technologien dieser Art schätzten die angehenden Spenglermeister zuerst weit entfernt vom eigenen Berufsbild ein. Doch nach einer rund 30-minütigen Fahrt in südwestliche Richtung erlebten sie live, dass das nicht so sein muss. Denn dort, in Nufringen, hat die Altvater GmbH ihren Sitz. Vor 75 Jahren gegründet, bildet die Klempnerei auch heute noch das Basisgeschäft des Unternehmens, das etwa 80 Mitarbeiter beschäftigt.

Simon Altvater kann sich seinen gemeinsam mit Vater Erich geführten Betrieb nicht mehr ohne moderne Werkzeugmaschinen von Trumpf vorstellen. Neben klassischen Klempneraufgaben stellt er auch regelmäßig zahlreiche Sonder- und Serienlösungen aus Blech her. (Quelle: Trumpf)

Rund 30 davon sind als Monteure auf Baustellen unterwegs. Neben Konstrukteuren und kaufmännischem Personal stellen mehr als 30 Werkstatt-Facharbeiter und -Helfer einen weiteren großen Mitarbeiteranteil. Für Erich und Simon Altvater, Geschäftsführer des Unternehmens in zweiter und dritter Generation, sind sie wichtig, um diverser Bleche vorzubereiten und insgesamt 15 Werkzeugmaschinen unterschiedlicher Art zu bedienen. Simon Altvater erklärt: „Das hat sich bei uns ganz langsam entwickelt. Vor 26 Jahren startete mein Vater mit einer ersten Gebrauchtmaschine. Inzwischen wüssten wir nicht, wie wir ohne unseren Maschinenpark alle Aufträge erledigen sollten.“

Stanz-/Lasermaschine mit Automatisierungseinheit

Einen besonders hohen Stellenwert haben zwei Stanzmaschinen Trumatic-5000-FMC von Trumpf sowie die zuletzt gekaufte Stanz-/Lasermaschine Trumatic-6000-FM. Die Kombianlage weist einen Arbeitsbereich von 3.000 mal 1.600 Millimeter auf und ist zusätzlich mit einer automatischen Be- und Entladeeinheit ausgestattet – dem sogenannten Trumpf-Sheet-Master. So wird die Maschine besonders wirtschaftlich, wie Simon Altvater erklärt: „Aktuell haben wir relativ wenig Probleme, Aufträge zu bekommen. Qualifizierte Mitarbeiter sind aber Mangelware. Daher ist die Automatisierung ein entscheidender Baustein unseres Betriebs.“

Neben klassischen Klempneraufgaben wie Dachdeckungen, Fassadenverkleidungen, Dachrinnen etc. stellt Altvater inzwischen auch zahlreiche Sonderlösungen wie Solarrahmen, Steckverbinder oder Aufzugsschacht-Entlüftung her. Auch Einlaufroste, Flachdachzubehör oder Müllboxen gehören zum ständigen Produktportfolio von Altvater. „Alles, was sich aus Blech herstellen lässt, können wir produzieren“, bemerkt Erich Altvater und freut sich, dass er die Meisterschüler von Bernd Kramer beeindrucken konnte. Ganz der Unternehmer erkennt Altvater auch sofort das Potenzial der jungen Spengler und sagt zum Abschluss: „Wenn einer von Euch mal einen interessanten Job sucht, meldet Euch gerne bei mir oder meinem Sohn.“

zuletzt editiert am 13.01.2023