Ein älterer Mann in einem grauen Anzug hält eine Rede hinter einem Pult.
Seit diesem Jahr hauptamtlicher IFT-Chef: Prof. Dr. Winfried Heusler. (Quelle: Hans Graffé)

Rosenheimer Fenstertage 2025-10-21T13:43:00.458Z Strategien für morgen entwickeln

Die Baubranche steckt in unruhigen Zeiten. Geringe Bautätigkeit und ein schleppender Sanierungsmarkt setzen viele Unternehmen unter Druck. Welche Impulse konnten die Fenstertage am 8. und 9. Oktober in Rosenheim geben?

Das Motto der diesjährigen Fenstertage – „Die Fensterwelt im Wandel“ – traf den Nerv der Zeit. Hohe Kosten, Fachkräftemangel und Bürokratie belasten die Unternehmen, gleichzeitig steigen Anforderungen an Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit. Digitalisierung und KI verändern Prozesse und Geschäftsmodelle. Vor diesem Hintergrund skizzierte IFT-Leiter Prof. Dr. Winfried Heusler in seiner Einführung wesentliche Handlungsfelder für die Branche. Besonders im Fokus stehen für ihn dabei die Themen Kreislaufwirtschaft/Zirkularität, Resilienz sowie Serielles Bauen und Modularität.

Mehrere Vorträge vertieften im Lauf der zwei Veranstaltungstage diese Aspekte. So beleuchtete Norbert Sack vom IFT das Thema „Zirkuläres Bauen mit Fenstern und Türen“, Prof. Martien Teich von der Hochschule München sprach über die Wiederverwendung von Flachglas aus Bestandsgebäuden. Mit der Resilienz gegenüber Klimawandelfolgen beschäftigte sich Prof. Dr. Alexander Stolz von der Uni Freiburg. Wie eine „Neue Wertschöpfungskette Bau“ z.B. vor dem Hintergrund des Seriellen Bauens aussehen kann, erfuhren die Teilnehmer von Roland Sitzberger von Porsche Consulting.

Institutschef Prof. Dr. Heusler erwartet eine klare Marktpolarisierung: Im Basissegment zählten einfache Konstruktionen, standardisierte Services und Kostenführerschaft. Wer im Premiumbereich bestehen wolle, müsse Themen wie PV-Integration, Smarthome oder smarte Zusatzservices bedienen. Für kleinere Betriebe mit ihrer Kundennähe sieht er große Chancen im Sanierungsmarkt, größere Unternehmen sollten über Generalunternehmermodelle nachdenken.

Ein geschäftliches Netzwerktreffen mit mehreren Personen, die sich an Stehtischen unterhalten.
Wichtiger als jeder Vortrag: das Networking in den Pausen. (Quelle: Hans Graffé)

Digitalisierung als Schlüssel

Kein Branchentreffen ohne die Themen KI und digitale Prozesse: Thomas Kirmayr von der Fraunhofer-Allianz Bau zeigte, wie im digitalen Bauökosystem die Effizienz durch einen durchgängigen Datenfluss gesteigert werden kann. Datensouveräne Architekturen wie GAIA-X und Construct-X sollen hier Lösungen bieten. Michael Breckl-Stock vom IFT stellte den digitalen Produktpass nach der Bauproduktenverordnung BauPVO vor – BIM-Kompatibilität und Maschinenlesbarkeit sind zentrale Anforderungen. Als möglicher Starttermin gilt Mitte 2028, doch der Zeitplan hängt eng mit der unklaren Zukunft der Produktnorm EN 14351 für Fenster und Türen zusammen. Prof. Jörn P. Lass (IFT) informierte diesbezüglich über den aktuellen Stand.

Ein Highlight war die Vorstellung des Fassadenprojekts Merck TSC in Darmstadt. Architektin, Fassadenbauer und Photovoltaik-Zulieferer gaben einen Einblick in das Objekt. Schindler Fenster + Fassaden realisierte hier 7000 Quadratmeter Fassade, teils als Holz-Aluminium-Elementfassade, teils als Stahlfassade in Pfosten-Riegel-Bauweise.

Vorträge, Workshops und mehr

Weitere Vorträge und die Talkrunde „Aktuelles aus Berlin“ rundeten die Veranstaltung ab. Das inhaltliche Angebot der Rosenheimer Fenstertage geht dabei mittlerweile deutlich über das Vortragsprogramm hinaus. So findet seit einigen Jahren am Vortag ein „Powerworkshop“ für Monteure und Praktiker statt. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die „Führungswerkstatt“ für Unternehmer und Nachfolger. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Labore des IFT zu besichtigen.

Mit 670 Teilnehmerinnen und Teilnehmen waren die Fenstertage 2025 ähnlich gut besucht wie in den Vorjahren. Um seine Position im Bereich Nachhaltigkeit zu stärken, kooperiert das Fensterinstitut seit Kurzem mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), die vor Ort mit einem eigenen Stand vertreten war. Die nächsten Fenstertage im Oktober 2026 stehen unter besonderen Vorzeichen: Das IFT feiert im kommenden Jahr sein 60-jähriges Jubiläum.

Der Autor Dipl. Ing. (FH) Hans Graffé ist Fachjournalist für Handwerks- und Bauthemen. Er besucht die Rosenheimer Fenstertage seit vielen Jahren.

zuletzt editiert am 28. Oktober 2025