Eine steile Treppe mit Metallgeländer führt zu einem Backsteingebäude, umgeben von kahlen Büschen und Bäumen.
Die Geländerkonstruktion machte schon auf den ersten Blick keinen standfesten Eindruck. (Quelle: Volkmann)

Schadensfälle 2025-02-24T19:35:21.844Z Schadensfall: Eiszeit

Manche Planungs- und Montagefehler an Metallkonstruktionen zeigen sich erst bei erheblichen Belastungen, zum Beispiel durch Regen, Wind, Schnee oder Eis. So auch in diesem Fall einer Geländerkonstruktion aus nichtrostendem Stahl, den uns ein aufmerksamer Leser und Berufsschullehrer geschickt hat.

Gerade nichtrostende Stähle im öffentlichen Raum sind mit ihren hervorragenden Werkstoffeigenschaften oft eine gute wirtschaftliche und ästhetische Entscheidung für einen Auftraggeber. Was nützen aber die Werkstoffeigenschaften, wenn eine fachgerechte Verarbeitung, aus welchen Gründen auch immer, vernachlässigt wird?

Im konkreten Fall wurde an einem Treppenlauf an einer Schule der Handlauf aus nichtrostendem Stahl erneuert. Für die Stützen und den Handlauf wurde Rohr (Werkstoff-Nummer 1.4301) mit einem Durchmesser von 42,4 Millimetern und einer Wanddicke von zwei Millimetern verwendet. Die Verbindung zwischen Pfosten und Handlauf wurden mit standardisierten Handlaufstützen (Dornen) hergestellt. Diese wurden allerdings nur in die Pfosten eingeschlagen. In den ersten Wochen nach der Montage zeigten sich die ersten Unregelmäßigkeiten.

Auch die statischen Anforderungen an die Gesamtkonstruktion wurden scheinbar außer Acht gelassen. Pfostenabstände, Materialdicke der Pfosten, Verankerung im Untergrund (Treppenstufen Naturstein) ließen an der Gebrauchstauglichkeit zweifeln.

Achten Sie auf geschlossene Nähte

Ein modernes Edelstahlgeländer mit klaren Linien und einem minimalistischen Design, das eine Treppe hinunterführt.
In den ersten Wochen nach der Montage zeigten sich schon die ersten Unregelmäßigkeiten. (Quelle: Volkmann)

Im Winter wurde die Schwäche der Konstruktion dann überdeutlich sichtbar. Das gefrierende Wasser in den Pfosten drückte die oberen Abschlüsse mit großer Kraft heraus.

Im darauffolgenden Sommer wurden die Pfosten im unteren Bereich angebohrt, damit sich dort kein Wasser mehr ansammeln konnte. Die Handlaufstützen wurden mit je vier Heftpunkten am Pfosten befestigt. Für alle Arbeiten wurden die Kosten erstattet. Die Frage war, ob da wirklich geschultes Fachpersonal am Werk war und wer die Abnahme dieser Konstruktion zu verantworten hatte.

Montieren Sie fachgerecht

Ein gefrorener Handlauf an einer Treppe im Freien, umgeben von Herbstlaub.
Nach dem ersten Winter zeigten sich die Konstruktions- und Montagemängel überdeutlich. (Quelle: Volkmann)

Üblich und richtig ist die Pfostenbefestigung mit Fußplatten. Wenn der Auftraggeber keine sichtbaren Platten (von oben) haben will, ist die Befestigung seitlich an den Stufen eine gute Alternative. Dadurch wird auch der Treppenlauf etwas breiter.

Die Pfostendimensionierung und die Pfostenabstände müssen angepasst werden, um die Gebrauchstauglichkeit für den Schulbetrieb nachzuweisen und sicherzustellen.

Die Einsteckkappen sind selbstverständlich mit den Rohren umlaufend zu verschweißen. Heftschweißungen führen zwangsläufig zur Korrosion.

Die turnusmäßige Reinigung der Handläufe, insbesondere an den Fußpunkten, ist notwendig. Die Treppe wird mit Sicherheit im Winter gestreut (eventuell sogar mit Salz). Deshalb müssen Reinigungshinweise an den Kunden mit übergeben werden. Alternativ wäre auch ein nichtrostender Stahl mit einer höheren Korrosionsbeständigkeit denkbar.

Die Dorne als Verbindung zwischen Pfosten und Handlauf werden zwar häufig verwendet, sind aber meistens ein Schwachpunkt der Konstruktion in Bezug auf die Gebrauchstauglichkeit (Durchbiegung der Handläufe bei Belastung).

Zusatzinfos

Wo Sie mehr erfahren!

Handwerkerradio: Mehr aktuelle Schadensfälle können Sie im Handwerkerradio (im Internet unter www.handwerker-radio.de) hören. Dort werden regelmäßig unter anderem interessante Schadensfälle aus dem Metallbau besprochen.

Schadensfälle: Eine Reihe von Schadensfällen zum Thema ist in den Bänden 1 bis 6 „Schäden im Metallbau“ aus der RM Rudolf Müller Medien enthalten. Recherchieren können Sie auch auf der Schadens-Homepage www.schaeden-im-metallbau.de.

Fachregelwerk: Wichtige Informationen zum Thema finden Sie im Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik in den Kapiteln 1.4.3 Statische Berechnung, 1.6.2 Nichtrostender Stahl, 1.7.2.5 Schweißen. Weitere Informationen zu den Büchern und zum Fachregelwerk erhalten Sie beim M&T-Kundenservice, E-Mail rudolf-mueller@vuservice.de oder von Mo-Fr von 7:30 bis 17 Uhr per Telefon unter 06123 9238 274.

Podcast: Spannung für die Ohren und den Kopf verspricht der M&T Podcast mit einem hörbaren Einblick in zahlreiche Schadensfälle. Verfügbar sind bereits etwa fünfzig Fälle auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Anchor, Apple Podcast, Spotify oder Google Podcast.

Technischen Regeln: DIN EN 10088-1 Nichtrostende Stähle; Teil 1: Verzeichnis der nichtrostenden Stähle, DIN EN 10088-5 Nichtrostende Stähle; Teil 5: Technische Lieferbedingungen für Stäbe, Walzdraht, gezogenen Draht, Profile und Blankstahlerzeugnisse aus korrosionsbeständigen Stählen für das Bauwesen, DIN EN 10296-1 Geschweißte kreisförmige Stahlrohre für den Maschinenbau und allgemeine technische Anwendungen; Technische Lieferbedingungen; Teil 1: Rohre aus unlegierten und legierten Stählen, DIN EN 10296-2 Geschweißte kreisförmige Stahlrohre für den Maschinenbau und allgemeine technische Anwendungen; Technische Lieferbedingungen; Teil 1: Rohre aus unlegierten und legierten Stählen, DIN EN ISO 3506-1 Mechanische Verbindungselemente; Mechanische Eigenschaften von Verbindungselementen aus korrosionsbeständigen nichtrostenden Stählen; Teil 1: Schrauben mit festgelegten Stahlsorten und Festigkeitsklassen, ISER-Merkblatt 821 Edelstahl Rostfrei – Eigenschaften, Sonderdruck 862: Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-30.3-6 vom 20 April 2022, Landesbauordnung Rheinland-Pfalz.

Baujahr: 2023

Schadensjahr: 2024

Buchcover von "Grenzfälle" mit Bildern von Messungen im Metallbau.

Lese-Tipp

Informieren Sie sich über Schäden

Im Februar 2025 ist der sechste Band in der Schadensfallbuchreihe mit dem Untertitel „Grenzfälle“ erschienen, der einige wie im Beitrag beschriebene Fälle enthält. In den neuen einhundert Schadensfällen stehen aber die nicht sofort klaren, eindeutigen Mängel im Mittelpunkt. Es sind die Fälle, die sich im Grenzbereich der Toleranzen bewegen, bei denen sich die Ursachen nicht auf den ersten Blick erschließen oder bei denen der Kunde einfach nur die Rechnung kürzen wollte.

Hier ein kleiner Überblick, um welche (auch vermeintlichen) Schäden es sich dabei handeln kann:

  • Streitpunkte, die gar kein Mangel waren,
  • Fremdschäden,
  • Folgeschäden,
  • versteckte Schäden,
  • Materialschäden,
  • Streitfälle um fehlende Dokumente.

Dabei sind aber auch einige offensichtliche Schäden, die allerdings einen speziellen Lerneffekt für den Metallbauer haben.

Wenn Sie die Erkenntnisse aus den einhundert Fällen und die Tipps der 26 Autoren bei Ihrer Arbeit berücksichtigen, können Sie in Zukunft vielleicht den einen oder anderen Streit mit dem Kunden und damit Zeit, Geld, Imageschaden, Stress und Ärger vermeiden. Weitere Informationen sowie Bestellmöglichkeiten unter www.baufachmedien.de/schaeden.

zuletzt editiert am 28. März 2025