Stahlbau-Infotage 2022: Netzwerken und voneinander lernen – das sind die Ziele der Stahlbau-Infotage. Mitte Oktober richtete Hahner Technik sie zum zweiten Mal aus. Rund 60 Teilnehmer, darunter Architekten, Bauingenieure, Bauträger und Statiker nutzten den Termin zum Austausch.
Bernhard Hahner begrüßte mit einem kurzen Überblick über die Entwicklung des Unternehmens und Fertigstellung eines markanten Stahl-Glas-Dachs in Kalifornien/USA. Die fast fertigen Bauteile konnten die Teilnehmer der Infotage 2021 bei der Werkstattführung besichtigen.
Am Beispiel des Baus einer Fluchttreppe für eine Schule erläuterten Karsten Zimmer vom Bundesverband Metall und Ramona Schmidt, Vertriebschefin bei Hahner Technik, die Vorschriften bei Geländer, Treppen und Umwehrungen. Viele Fragen und Diskussionen im Publikum zeigten, wie viel Informations-Bedarf bei diesem Thema besteht.
Oliver Windeck, Geschäftsführer von Metallbau Windeck, berichtete anhand seines Projekts „Bauhaus Museum Dessau“ über die notwendigen Schutzmaßnahmen gegen Vogelprall an Glasfassaden. Er stellte Flugtunnelversuche vor, bei denen verschiedenste Maßnahmen und Glasbedruckungen an Vögeln tierschutzgerecht getestet wurden. Der Vogelschutz gehöre zwar zur Planungsleistung, dennoch könne sich der ausführende Betrieb nicht ausschließlich darauf verlassen. Ein Gespräch mit dem Bauherrn sei unerlässlich, betonte er. Die Perspektive auf den aktiven Vogelschutz solle stärker ins Bewusstsein der Bauschaffenden gelangen. Einen entsprechenden Passus hat sein Unternehmen in seine obligatorischen Vorbemerkungen seiner Angebote eingefügt.

Erforschung und Entwicklung neuer Fassadentypen
Die TU Chemnitz entwickelt zusammen mit Unternehmen neue Fassadentypen, teilweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Über die Methoden und Forschungsschwerpunkte, über individuell anpassbare Produkte und kleine Losgrößen berichtete Prof. Dr.-Ing. Sandra Gelbrich (Leitung des Fachbereichs Leichtbau im Bauwesen, TU Chemnitz) in ihrem Vortrag „Leichtbau im Bauwesen – von der Forschung in die Praxis“.
Ob Wasserlack auf Stahl die Zukunft ist, fragte Thomas Böhm in seinem Vortrag. Der Gruppenleiter der Anwendungstechnik bei Geholit und Wiemer Lack- und Kunststoff-Chemie stellte den eigenen Hydro-Leitfaden vor und erläuterte die wichtigsten Parameter, um mit Hydro-Beschichtungssystemen höchste Korrosionsschutzanforderungen zu erfüllen. Sein Fazit: Hydro-Beschichtungssysteme seien aktuell die beste Lösung für die anstehenden Herausforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit.
In 22.000 Fertigungsstunden und aus 88 Tonnen Stahl wurde bei Hahner Technik das außergewöhnliche Kunst-Projekt Common Sky, erläuterte Mario Röhrig (Hahner Technik). Die vom Künstler vorgegebene Toleranz betrug zwei Millimeter. Die Stahlkonstruktion wurde komplett in der Werkhalle aufgebaut. Zusammen mit 490 Schreiben – jede mit eigener Geometrie – installierten die Hahner-Mitarbeiter in Buffalo/USA das Kunstobjekt des "Studio Other Spaces" des Künstlers Olafur Eliasson und des Architekten Sebastian Behmann.
Für die Logistik in der Werkstatt und zur Lackierung, das Einbringen in die Übersee-Container und den Transport in die USA entwickelte das Innovations-Unternehmen Alpaka, das ebenfalls zur Hahner-Gruppe gehört, Transportgestelle sowie ein individuell auf die Hahner-Fertigung zugeschnittenes Transport- und Logistik-Konzept. Wie das gelang, haben Frank Hartmann und Torben Radtke beschrieben.
Erfahrungsaustausch in und über die Kommunikation
„Richtig ausschreiben für den Stahlbau – Beispiele aus der Praxis“ war das Thema von Prof. Dr.-Ing. Ralf Steinmann vom Ingenieurbüro STpbST Beratung im Stahlbau. Der Sachverständige für Stahlbau und Stahlverbundbau klärte im Gespräch mit Christoph Jestädt (Vertrieb und Projektleitung bei Hahner Technik) die Unterschiede zwischen Ausführungsunterlagen und Herstellungsunterlagen. Welchen Einfluss die Planung auf die Kalkulation hat und welche Phasen welche Aufgaben bereithalten, führten beide im Dialog miteinander und den Teilnehmenden aus.

Lisa Tschorn, Künstlerin und Projektkommunikatorin bei Hahner Technik, lud zum Erfahrungsaustausch bei der „Kommunikation im Projekt“ ein. Auch Bernhard Hahner und viele weitere Teilnehmende brachten ihre Erlebnisse aus den eigenen Betrieben ein.
Am Beispiel Tiny House zeigte Brendan Thome von Tech Tiny House das parametrisierte Konstruieren. Kunden können mit Software ihre Häuser und Einrichtungen selbst designen und bestellen, während im Hintergrund entsprechende Berechnungen zur Machbarkeit laufen. Welche das sind und was programmiert werden muss, erläuterte er in seinem Vortrag.