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„Es waren über den Tag immer mindestens vierzig Teilnehmer eingeloggt, in Spitzenzeiten 46. Wie viele Zuhörer vor den jeweiligen Monitoren in den Betrieben saßen, ist natürlich nicht nachvollziehbar“, erzählt Bernhard Pfeffer. Foto: Bernhard Pfeffer/UVM

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3. May 2021 | Teilen auf:

Techniktage: „Unsere Köpfe stecken nicht im Sand“

(Mai 2021) Die Fachgruppe Stahlbau-Schlosserei-Schweißen des Unternehmer­verbands Metall (UVM) Baden-Württemberg hat ihr Frühjahrsseminar, die so genannten „Techniktage“, im März nicht wie traditionell am Schluchsee abgehalten, sondern digital. Wie die Resonanz ausfiel und welche Vorteile das Format hat, berichten Bernhard Pfeffer (technischer Leiter im UVM) und der Landesfachgruppenleiter Thomas Hammer im Interview mit M&T-Redakteurin Yvonne Schneider .

Warum habt ihr euch für dieses Format entschieden?
Bernhard Pfeffer: Die Techniktage am Schluchsee sind seit vierzig Jahren eine feste Größe im Jahreskalender des UVM. Bereits 2020 konnten wir den traditionellen Termin drei Wochen vor Ostern nicht wahrnehmen und wollten auf Oktober verschieben. Leider war auch dies nicht machbar. Da es sich bereits im Januar 2021 abgezeichnet hatte, auch in diesem Frühjahr keine Präsenzveranstaltung durchführen zu können, haben wir eine Alternative gesucht. Da blieb wenig übrig, außer eben einem Webinar.

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„Wir beschlossen, dass wir trotz allen Einschränkungen verpflichtet sind, unseren Kollegen Fachwissen zu bieten. Dies ist unsere Aufgabe als Fachgruppe in unserem Landesverband“, begründet Thomas Hammer die Entscheidung für eine digitale Veranstaltung. Foto: M&T

Auf wessen Initiative habt ihr euch für die digitale Version ausgesprochen, statt zu warten bis es wieder live geht?
Bernhard Pfeffer: Ob und wann wir wieder eine „Live-Veranstaltung“ durchführen können, stand und steht derzeit noch in den Sternen. So haben die Verantwortlichen der Techniktage, insbesondere die beiden Fachgruppenleiter Andreas Konzept (Metallbautechnik) und Thomas Hammer (Stahlbau-Schweißen) und ich die Möglichkeit einer virtuellen Veranstaltung diskutiert und gemeinsam mit dem anderen Mitgliedern der Fachgruppenausschüsse die Themen festgelegt.
Thomas Hammer: In einem gemeinsamen Video-Chat beschlossen wir, dass wir trotz allen Einschränkungen verpflichtet sind, unseren Kollegen Fachwissen zu bieten. Dies ist unsere Aufgabe als Fachgruppe in unserem Landesverband. Und gerade wir als Fachverband müssen in den ansonsten schweren Zeiten Flagge zeigen und den Kontakt zu unseren Betrieben aufrecht erhalten. Wir dürfen unsere Kollegen nicht alleine lassen.

Gibt es Vorteile gegenüber der Präsenzveranstaltung?
Bernhard Pfeffer: Ja, die gibt es; hier nur mal ein paar Spots: keine Fahrzeiten und Fahrtkosten für die Teilnehmer und Referenten, kein Risiko bei der Buchung der Tagungsstätte, Unabhängigkeit von Wetter und Verkehr und trotzdem pünktlich in der Veranstaltung, bequeme Teilnahme von Zuhause.
Ich möchte aber die Nachteile einer solchen Veranstaltung auch nicht unerwähnt lassen: Die traditionellen „Techniktage am Schuchsee“ [TTS] leben nicht nur von den Fachvorträgen und dem Informationsfluss, sondern insbesondere vom kollegialen Zusammensein, den Gesprächen in den Kaffeepausen und am Abend, dem freundschaftlichen Miteinander der Teilnehmer, dem Urlaubsflair im Tagungshotel und vielem mehr. Das alles kann ein Online-Format nicht ersetzen.
Thomas Hammer: Nur als Beispiel: Am Schluchsee haben wir seit 15 Jahren immer über 100 Teilnehmer. In der Spitze über 140. Alleine dass zeigt eine hohe Akzeptanz dieser Veranstaltung. Wir hatten auch in den vergangenen Jahren stets ein gute Hand in Bezug der Themen und Referentenauswahl. Hinzu kommt die Abendveranstaltung die wir bieten, ein gigantische Frühstücksbuffet und gutes Essen im Hotel machen die „Techniktage am Schluchsee“ zu einer einzigartigen Veranstaltung.

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„Bemerkenswert war, dass sich auch Kollegen aus anderen Bundesländern wie Berlin-Brandenburg, Hamburg und Sachsen angemeldet und teilgenommen hatten“, freut sich Bernhard Pfeffer. Foto: M&T

Wer waren die Referenten und Themen?
Thomas Hammer: Drei spannende Themen und hervorragende Referenten haben uns durch das Programm geführt. Mit dabei war der Beitrag über Feuer- und Rauchschutzabschlüsse in der DIN EN 16034 von Roland Messmer von der Überwachungsgemeinschaft Feuerschutzabschlüsse. Johannes Stoll vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung erläuterte Trends und Entwicklungen in der Schweißrobotik. Und von der Fischer Consulting half Catalin Melas bei der Prozessoptimierung im Handwerksbetrieb. Wir hatten also ein tolles und abwechslungsreiches Programm für die Teilnehmer.

Wie viele haben teilgenommen?
Bernhard Pfeffer: Es waren über den Tag immer mindestens vierzig Teilnehmer eingeloggt, in Spitzenzeiten 46. Wie viele Zuhörer vor den jeweiligen Monitoren in den Betrieben saßen, ist natürlich nicht nachvollziehbar; wir gehen aber davon aus, dass es tatsächlich deutlich mehr waren. Bemerkenswert war, dass sich auch Kollegen aus anderen Bundesländern wie Berlin-Brandenburg, Hamburg und Sachsen angemeldet und teilgenommen hatten.

Wie war die Resonanz auf das Format?
Thomas Hammer: In einer, im Anschluss abgehaltenen Fachgruppensitzung hatten die Teilnehmer aus der Fachgruppe sich durchweg äußerst positiv geäußert. Uns war von vorne herein bewusst, dass wir die 100 Teilnehmer beim ersten „Techniktag am Computer“ nicht knacken werden.
Bernhard Pfeffer: Die bereits beschriebenen Vorteile dieses Formats sind auch bei den Teilnehmern erkannt worden. Dennoch haben viele der langjährigen Teilnehmer der TTS bekundet, dass sie lieber an den Schluchsee gefahren wären.

Wird das digitale Format wiederholt?
Bernhard Pfeffer: Natürlich wollen wir die Techniktage so schnell wie möglich wieder live am Schluchsee veranstalten, aber weitere Online-Seminare sind durchaus denkbar. In Abhängigkeit der Anmeldezahl kann man diese auch in Form einer Konferenz, anstatt eines Webinars durchführen, dann wird die Veranstaltung persönlicher. Insbesondere im technischen Bereich kann ich mir das gut vorstellen.
Thomas Hammer: Sollte sich die Situation nicht bessern, werden wir recht zeitnah ein weiteres Video-Seminar anbieten. Der Bedarf an Fachwissen und Erfahrungsaustausch besteht immer – dies ist meine persönliche Meinung. Die Möglichkeit für Personen aus Fachgruppen andere Bundesländer oder für Personen, die verhindert sind, eine Möglichkeit zu bieten, an unseren „Präsenzveranstaltungen“, wie die Techniktage am Schluchsee per Live-Stream teilzunehmen, stellt technisch kein Problem mehr da. In der Richtung wird sich etwas bewegen, da bin ich mir sicher.

Wann ist der nächste Präsenztermin?
Bernhard Pfeffer: So bald wie möglich. Wir führen üblicherweise zwei Fachgruppenseminare beziehungsweise -veranstaltungen pro Jahr und Fachgruppe durch; eine im Frühjahr und eine im Herbst. Oftmals sind das auch mehrtägige Veranstaltungen. Sobald die allgemeine Lage es wieder zulässt, werden wir Fahrt aufnehmen und Präsenzveranstaltungen durchführen.
Thomas Hammer: Unsere Kollegen können sich sicher sein, dass wir in der Fachgruppe etwas unternehmen. Unsere Köpfe stecken nicht im Sand, sondern wir tragen die Köpfe alle noch aufrecht in der Höhe mit Blick nach vorne.

zuletzt editiert am 10.06.2021