Die Fassade soll für eine bessere Luft in der Kölner Innenstadt sorgen.
Die Fassade soll für eine bessere Luft in der Kölner Innenstadt sorgen. (Quelle: M&T/Y. Schneider)

Umwelt-Pilotprojekt 2024-04-08T14:02:57.056Z Filter für saubere Luft in der Kölner City geht in Betrieb

Die Stadt Köln, die Stiftung „Lebendige Stadt“ und das Unternehmen Schüco haben Anfang April ein gemeinsames Pilotprojekt zur Reinigung stickoxidbelasteter Luft in der Kölner Innenstadt gestartet. Dafür wurde am Gebäude der Volkshochschule in der Cäcilienstraße 35 eine stickoxidbindende Textilfassade installiert. Die Fassade filtert mittels aufgebrachter Wirkstoffe gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffe und wandelt diese in unschädliche Nitrate um. Dieses innovative Projekt soll wegweisenden Charakter auch für andere Städte haben.

Die Textilfassade ist aus wiederverwerteten Materialien hergestellt: Für ihre Produktion wurden recycelte PET-Flaschen und für die Unterkonstruktion Aluminium mit einem Recyclinganteil von 75 Prozent verwendet. Auf den Einsatz von Klebestoffen wurde verzichtet. Damit kann die Textilfassade später dem Recyclingprozess zugeführt werden.

Die Fassade ist an der Nordfassade der Volkshochschule am Neumarkt angebracht und soll ein Jahr lang valide Messergebnisse liefern. Dieser photokatalytische Luftfilter besteht aus zwei bedruckten Membranflächen der Größe von jeweils 8 x 20 Metern und ist mit einer digitalen Messtechnik ausgestattet. Die Membranen werden aus recycelten Materialien hergestellt und filtern Stickoxide der Umgebungsluft an der viel befahrenen, vierspurigen Cäcilienstraße. Durch eine Messtechnik wird die Luftqualität vor und hinter der Membran gemessen, um die luftreinigende Filterleistung auszuwerten und zu dokumentieren.

Dr. Jan Serode, Experte für nachhaltiges Bauen und wissenschaftlicher Projektleiter und Dr. Andreas Mattner (Stiftung „Lebendige Stadt“) eigen auf den Vorher-Nachher-Fotos, dass die Fassade auch bereichernd fürs Stadtbild sein kann.
Dr. Jan Serode, Experte für nachhaltiges Bauen und wissenschaftlicher Projektleiter, und Dr. Andreas Mattner (Stiftung „Lebendige Stadt“) zeigen auf den Vorher-Nachher-Fotos, dass die Fassade auch bereichernd fürs Stadtbild sein kann. (Quelle: M&T/Y.Schneider)

Für dieses innovative Umweltprojekt hat die Stadt Köln eine Kooperation mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und dem Unternehmen Schüco geschlossen. Schüco finanziert die Herstellung und Montage der Membran mit rund 250.000 Euro und hat dafür die münsterländische Fassadenfirma Hillebrandt beauftragt. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ finanziert mit rund 100.000 Euro die fortlaufende Messung und Auswertung der Ergebnisse und hat damit das renommierte Forschungszentrum Jülich beauftragt. Die Leistungen der Stadt Köln bestehen in der Bereitstellung der Fassadenfläche und Erstattung der anfallenden Gebühren in Höhe von rund 20.000 Euro. Den Betrag finanziert das städtische Amt für Gebäudewirtschaft. Andreas Engelhardt, persönlich haftender Gesellschafter von Schüco International: „Mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und Schüco verbinden sich zwei innovative Akteure für ein Vorzeigeprojekt zur Steigerung der Lebensqualität in Städten. Wir sehen uns als Unternehmen in der Pflicht, in diesen herausfordernden Zeiten mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn diese Pilotfassade in Köln die Luftverschmutzung signifikant senkt, kann das ein positives Signal für weitere deutsche Großstädte sein, hier ebenfalls aktiv zu werden.“

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ergänzt: „Der Gesundheitsschutz für die Kölnerinnen und Kölner hat oberste Priorität. Wir werden jetzt für ein Jahr untersuchen, inwieweit der Luftfilter an einer dicht befahrenen Straße in unserer Stadt die Luft verbessern kann.“ Dr. Andreas Mattner, Vorstandsvorsitzender Stiftung „Lebendige Stadt“, freut sich, dass sie „Schüco als nachhaltiges zukunftsorientiertes Unternehmen gewinnen“ konnten. Das Unternehmen gelte als Innovator und Verfechter von Nachhaltigkeit.

Andreas Engelhardt (Schüco International), Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und , Dr. Andreas Mattner (Stiftung „Lebendige Stadt“) stehen vor der innovativen Fassade.
Andreas Engelhardt (Schüco International), Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Dr. Andreas Mattner (Stiftung „Lebendige Stadt“) (v. l.) stehen vor der innovativen Fassade. (Quelle: M&T/Y.Schneider)

Funktionsweise der Textilfassade

Schädliche Stickoxidbestandteile der Luft werden durch die katalytische Beschichtung der textilen Bespannung in unschädliche Verbindungen umgewandelt. Die dabei entstehenden Umwandlungssubstanzen dienen, angereichert mit Regenwasser, als Mineralstoffe für nährstoffarme Böden oder für die Gebäudebegrünung. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen den positiven Effekt. Die textile Membran hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie auch vor Fenstern angebracht werden kann. So schützt sie das Gebäude vor Überhitzung. Dadurch kann der Energieaufwand für die Kühlung der Innenräume erheblich reduziert und CO2-Emissionen gesenkt werden. Gleichzeitig ermöglichen die mikroperforierten Membranen eine nahezu ungehinderte Sicht von innen nach außen. Der Effekt ist in etwa vergleichbar mit einer Werbebedruckung von Bussen.

zuletzt editiert am 30. April 2024