Ohne kontinuierliche Investitionen in Wissen verliert ein Betrieb schnell den Anschluss: Die Innovationszyklen sind kurz und auch die Digitalisierung verändert das handwerkliche Schaffen. Darum müssen Betriebe heute nicht nur klassisch ausbilden, sondern die Belegschaft auf dem Stand der Technik halten. Dafür gibt es sogar in bestimmten Fällen Geld vom Staat.
Wenn Sie etwas so tun, wie Sie es seit zwanzig Jahren tun, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie es falsch machen. Anders gesagt: Auch wenn das Ausbilden traditionell fest im Handwerk verankert ist, reichen drei Jahre Lehre schon lange nicht mehr aus, um den Job anschließend über Jahrzehnte gut leisten zu können.
Ohne regelmäßige Fortbildung verlieren auch Gesellen und Meister den Anschluss an das aktuelle Wissen. Produkte und Maschinen entwickeln sich weiter, vom Schweißgerät bis zur Brandschutztür mit Meldeanlage. Die Digitalisierung trägt ihren Teil dazu bei – sie vereinfacht zwar viele Prozesse oder macht sie erst möglich (Smart-Home), aber diese werden auch komplexer oder verändern die Art von Anwendungen. Zudem ist auch das Regelwerk nicht fix, sondern unterliegt einem steten Wandel. Um sicher zu sein, dass die eigene Leistung auf dem Stand der Technik ist (und die allgemein anerkannten Regeln der Technik erfüllt), muss das Fachwissen im Betrieb also zwingend aktuell gehalten werden.
Das ist auch wirtschaftlich, selbst wenn die Schulung Gebühren plus Reisekosten plus „verlorene Arbeitszeit im Betrieb“ kostet: Im zusätzlichen Wissen stecken echte Ergebnisbringer. Das beginnt mit weniger Fehlern und schnellerer Ausführung, führt zu neuen oder besseren Angeboten im eigenen Portfolio und reicht bis zur Gewissheit, bestimmte Arbeiten normgerecht ausgeführt zu haben.

Das Weiterbildungs-Angebot ist groß und reicht von der halbtägigen Produktschulung eines Herstellers über Kurse von Bildungs-Anbietern für spezielle Fähigkeiten bis zum Dualen Studium. In der Weiterbildung liegt so auch die Chance für die Teilnehmenden, Karriere zu machen, ob nun „horizontal“ – eine Fachkraft spezialisiert sich – oder „vertikal“ – Gesellen werden Meister, Ingenieur oder Betriebsinhaber.

Weiterbildung über Innung und Verband
Kurse, die maßgeschneidert auf den Beruf sind, bieten Innungen und Kammern an. Für Metallbauer ist der Bundesverband Metall die erste Anlaufstelle – schon wegen der Rahmenpläne und Ausbildungsverordnung für Metallbauer und die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung. Die Berufsfachschulen des Metallhandwerks sind da eng verzahnt und bieten zum Beispiel für Abiturienten die Qualifikation, in 3,5 Jahren Meister zu werden („Northeimer Modell“), Meister können dort auch ohne Abitur studieren und einen Bachelor-Abschluss erreichen.
Seminare der Industrie
Die Hersteller bieten die passende Beratung, wenn es um Produkt-Schulungen geht. Die Anbieter haben ein eigenes Interesse, dass Fachkräfte ihre Seminare besuchen, denn damit binden sie die ausführenden Betriebe an das Unternehmen. Daher sind solche Angebote oft vergleichsweise günstig. Häufig gehen die Inhalte über reine Produkt-Verarbeitungsschulungen hinaus und vermitteln zum Beispiel auch Normenwissen. Wer eng mit einem Hersteller zusammenarbeitet, ist dort gut aufgehoben.
Weiterbildung an Technikschulen
Für berufsbezogene Weiterbildungen stellen Technikschulen eine hervorragende Wahl dar. Die Technische-Akademie-Teutloff geht vor allem durch ihren Praxisbezug besonders weit. Das umfangreiche Kursangebot reicht vom Staplerschein und Schweißlehrgängen (DVS) bis hin zu REFA-Qualifikationen. Es erstreckt sich unter anderem über Elektro, Metall, Industrie 4.0 und bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, Zusatzqualifikationen zu erlangen. Die Programme für Mitarbeiterqualifizierungen werden sowohl inhaltlich als auch zeitlich auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten. Diverse Zeitformate – Vollzeit-, Teilzeit- und Schichtkurse – ermöglichen allen Teilnehmenden, die Kurse abgestimmt auf ihren Arbeitsalltag zu bewältigen. B. Eng. Johannes Weizel, der für öffentliche Auftraggeber und Firmenkunden die IHK-Aufstiegsfortbildungen betreut, betont: „Wir sind uns bewusst, dass unsere privaten Teilnehmer häufig berufstätig sind. Daher bieten wir neben Blockunterricht auch Seminare an, die abends oder zu schichtfreundlichen Zeiten stattfinden.“ Angebot auch jenseits traditioneller Handwerkskurse helfen Unternehmen dabei, die allgemeine Leistung zu steigern.
„Viele Kurse sind förderfähig. Private Teilnehmer haben häufig entweder Anspruch auf Aufstiegs-BAföG oder den Bildungsgutschein und Firmenkunden können sich durch das Qualifizierungs- und Chancengesetz fördern lassen“, weiß Weizel. Es ist keine besondere Vorbereitung für diese Möglichkeiten erforderlich. Das Teutloff-Team unterstützt die Kursteilnehmer oder Firmen, Zuschüsse und Zulassungen zu beantragen und zu erhalten.
Duales Studium
Attraktiv für Betrieb und angehender Fachkraft kann auch ein duales Studium sein. Dabei zahlt der Arbeitgeber die Studiengebühr und ein Taschengeld für den Studierenden, der im Regelfall an drei Tagen in der Woche im Betrieb lernt. Dabei verbinden sich also Praxis und Theorie ideal, die Kandidaten erreichen einen Bachelor-Abschluss. Solche Angebote kommen insbesondere für größer Handwerksbetriebe infrage, die auch über das eigene Berufsfeld hinaus Wissen vermitteln – und brauchen! „Die Angebote der privaten Hochschulen sind gerade mit Blick auf den Praxispartner sehr flexibel. In unterschiedlichen Fachrichtungen sind Theorie und Praxis somit optimal verzahnt – eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, sagt Larissa Schwandt, Studienberaterin von der Internationalen Hochschule IU. Die IU begleitet auch den Ausbildungsbetrieb – und hat mittlerweile an rund vierzig Standorten in Deutschland Studiengänge aufgebaut.

Spezialisten für Spezialisten
Ein gutes Beispiel, wie komplex Teilaufgaben auch für Standard-Metallbauer-Aufgaben geworden sind, ist die Türtechnik. Der Einbau der Bauelemente ist in vielen Fällen mit einer Reihe von Sonderfunktionen verbunden: Einbruchschutz, Brand- und Rauchschutz, Einbindung in Meldeanlage oder Smart-Home-Systeme. Da ist das Aufstellen der Zarge das kleinste Problem. Gerade mit Blick auf die Haftung (und auch die Gefahren!), die bei einem mangelhaften Einbau eines Feuerschutzabschlusses drohen, gilt es besonders, Technik und Vorschriften genau zu kennen.
Wer sich oder seiner Crew auf diesem Gebiet Profiwissen vermitteln will, sollte Seminare unabhängiger Anbieter ausprobieren. Die DFATT – Deutsche Fachakademie für Türtechnik bietet beispielsweise die Lehrgänge Fachbauleiter und Fachplaner für Türtechnik an, die jeweils neun eintägige Präsenz-Termine und fünf Webinare umfassen. Bei bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat.
„Mit den 14 Modulen vermitteln wir umfassendes Türen-Wissen, von der Technik über Brandschutzkonzepte und Montagesicherung bis zur Funktionskontrolle, Abnahme und Übergabe mit Dokumentation. Rechtliche Fragen inklusive VOB und BGB gehören ebenso dazu“; erklärt Josef Faßbender, DFATT-Geschäftsführer. Eine Besonderheit des DFATT-Ansatzes: Die Kurse finden für Bauleiter und Fachplaner (bis auf einige Differenzierungsmodule) zusammen statt, damit sich beide Seiten während der Seminare kennenlernen können. Faßbender: „Auch der Austausch unter den am Bau Beteiligten ist wertvoll. Es hilft immer beiden Seiten, wenn auch die Sicht der anderen Seite bekannt ist. So entsteht ein besseres Miteinander auf der Baustelle.“
Fazit: Weiterbildung ist eine unumgängliche Pflicht
Weiterbildung ist Pflicht. Für das wie und wo steht ein breites Angebot zur Verfügung – etwas Passendes zu finden, ist für jeden Betrieb möglich.
Schlauer werden mit Geld vom Staat
Die öffentliche Hand fördert viele Weiterbildungsmaßnahmen. Die Förderung ist an bestimmte Vorgaben gebunden. Dazu zählt zum Beispiel die Wahl des Seminar-Anbieter, dieser muss meistens entsprechend zertifiziert sein. Ansprechpartner ist in der Regel die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter. Auch das Aufstiegs-BAföG ist ein geeignetes Instrument.
Eine Übersicht (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Angebote des Bundesministeriums für Bildung: Weiterbildungsstipendium gibt es für Menschen unter 25 Jahren. Bis zu 2.000 Euro pro Jahr sind drin. Das Aufstiegs-BAföG ist für passende Lehrgänge gedacht, es gibt bis 75 Prozent der Gebühren und bis zu 100 Prozent Unterhalt.
Angebote der Jobcenter: Bildungsgutschein für (bald) Arbeitslose und Menschen ohne Berufsabschluss gibt es 100 Prozent Zuschuss. Dabei kommt bei einer Umschulung zusätzlich die Weiterbildungsprämie infrage, die eine bestandene Prüfung mit 1.000/1.500 Euro belohnt (Zwischen-/Abschlussprüfung).
Für (bald) Arbeitslose und für Ausbildungssuchende gibt es außerdem den Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein, der ebenfalls mit einem 100-Prozent-Zuschuss fördert. Weiterbildungen schließlich fördert das Jobcenter über das Qualifizierungs-Chancengesetz mit 100 Prozent für den Arbeitnehmer und 15 bis 100 Prozent (je nach Betriebsgröße) für Arbeitgeber.
Hinzu kommen weitere Förderinstrumente, unter anderem für aus dem Dienst scheidende Soldaten und Soldatinnen, sowie die verschiedenen Angebote der Länder wie „win – Weiterbildung in Niedersachsen“.