Schweißschäden sind oft teuer und verhängnisvoll. Das neue Buch aus dem Coleman-Verlag, das jetzt unter diesem Titel erschienen ist, hilft bei der Schadensvermeidung. Herausgeber Jörg Dombrowski verrät, wie Sie das Buch optimal nutzen und welche Zusatzinformationen es bietet.
Warum ist das Schweißen so wichtig im Metallhandwerk?
Trotz alternativer Füge- und Montageverfahren wie Kleben, Löten, Durchsetzfügen oder Schrauben hat das Schweißen im Metallhandwerk weiterhin eine besondere Bedeutung. In fast jeder Metallbauwerkstatt steht mindestens ein Schweißgerät – und wird auch genutzt. Und trotzt Digitalisierung und innovativer Technik, trotz guter und praxisorientierter Ausbildung werden die Schadensfälle beim Schweißen kaum weniger. Nach wie vor gilt, Schäden an Schweißverbindungen, die fast immer auch eine statische Funktion haben, bergen ein besonderes Risiko. Beim Versagen einer Naht, kann es zur Katastrophe, zum Schaden an Leib und Leben oder zu hohen Sachschäden kommen.
Aus welchen Bereichen kommen die Schadensfälle?
Was wir in dem neuen Buch zusammengetragen haben, bietet einen beispielhaften Querschnitt durch dieses facettenreiche und anspruchsvolle Thema. Es beginnt mit Schäden, die durch ungenügende Vorgaben, fehlende Prüfungen und Zertifizierungen entstanden sind. Der Bogen spannt sich dann über die Schadensfälle, die durch falsche Planung und Konstruktion verursacht wurden, über die Probleme beim eigentlichen Schweißprozess bis hin zu Schadensfällen, die durch falsch Vor- und Nachbehandlung ausgelöst wurden. Nicht zu vergessen die Schäden durch mangelhaften Brand- und Arbeitsschutz. Und schließlich gibt es noch die vermeintlichen Schäden, bei denen der Kunde eine „unschöne“ Schweißnaht oder eine ungleichmäßige Nachverzinkung einer Naht bemängelte. Dieses Spektrum zeigt schon, wie kompliziert der Prozess des Schweißens ist, denn es ist allein mit der eigentlichen „Nahtlegung“ nicht getan.
Wie setzt sich das Autorenkollektiv des Buches zusammen?
Die Fälle in diesem Buch kommen von insgesamt 19 Autoren. Alle sind ausgewiesene Experten und haben seit vielen Jahren und aus verschiedenen Blickrichtungen mit Schadensfällen beim Schweißen zu tun. Angefangen von den öffentlichen bestellten und vereidigten Sachverständigen des Metallbauerhandwerks wie Erwin Kostyra, German Sternberger oder Frank Kania, die bei ihren Gutachten immer wieder auch mit Fällen des Versagens von Schweißnähten zu tun haben. Sehr viele Schadensgutachten zum Schweißen werden bei den Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalten in Auftrag gegeben. Sie haben bestens ausgestattete Prüflabore und Fachleute, die den Fällen auf den Grund gehen, wie Gabriele Weilnhammer aus München, Prof. Schuster oder Steffen Wagner aus Halle, Helmut Simianer aus Mannheim und Dr. Schasse aus Magdeburg. Und schließlich gibt es die (ehemaligen) Dozenten, die in ihrer wissenschaftlichen Arbeit oft hunderte von Schäden analysiert haben, Schweißer schulen und spannende Vorträge und Referate zu diesem Thema halten, wie Prof. Woywode, Prof. Pohl oder Dr. Weikert. Das Spektrum runden technische Berater, Institutsmitarbeiter, freie Berater und Experten für die „Randbereiche“ wie das Feuerverzinken ab. So hat zum Beispiel Volker Hastler, Leiter der Zinq-Manufaktur und Beschichtungsinspektor der Stufe „C“, vier spannende Fälle beigesteuert, die ihm in seiner täglichen Arbeit immer wieder begegnen.
Dieses große Spektrum der Fachautoren ist übrigens eine der Stärken dieses Buches und macht jeden der hundert Fälle spannend, abwechslungsreich und lesenswert.
Wie kann der Leser das Buch optimal nutzen?
Wie bestens bewährt, haben wir die Fälle anschaulich bebildert und auf jeweils zwei Seiten systematisch mit Schadensbeschreibung, Fehleranalyse und -bewertung und Schadensvermeidung und -beseitigung aufbereitet. Der Leser bekommt am Ende jedes Falles noch einmal die wichtigsten Tipps zur Schadensvermeidung und einen Überblick über die relevanten Normen, Regeln, Richtlinien und Merkblätter. Die Hinweise auf die Produktgruppe und das Schadensjahr helfen, den Schaden richtig einzuordnen. Bei jedem Fall finden Sie auch den Hinweis auf die passenden Kapitel des Fachregelwerkes Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik. Denn schließlich vermittelt es das Grundlagenwissen und alle notwendigen Regeln und Normen zum regelgerechten Schweißen. Eine Schadensfall-Suchmatrix hilft dem Leser, der Fälle aus bestimmten Produktbereichen wie Maschinenbau, Treppen und Geländer oder Fahrzeugbau sucht. Immer wieder gibt es im Buch auch den Hinweis (mit QR-Code) auf unsere Schadensfalldatenbank, die dann mit den einhundert Fällen aus diesem Buch angereichert über ein Archiv von 450 Fällen für eine systematische Suche und Analyse verfügen wird.
Was wird zusätzlich zu den Schadensfällen noch geboten?
Neben den einhundert Schadensfällen (Kapitel 2) finden sich in diesem Buch auch eine Reihe wichtiger Zusatzinformationen, die bei der Beschäftigung mit diesem Thema helfen und letztlich zur Schadensvermeidung beitragen. Dazu gehört zum Beispiel ein kurzer, informativer Überblick über die typischen Schadensbilder an Schweißnähten in Wort und Bild (Kapitel 3). Sehr wichtig und anschaulich ist auch der Auszug aus der DIN EN ISO 5817 über die zulässigen Unregelmäßigkeiten an Schweißverbindungen (Kapitel 4). Zusatzinformationen sind auch im Kapitel 5 über die Prüfung von Schweißnähten enthalten. Schließlich legt die DIN EN 1090 die Prüfverfahren und Prüfumfänge an Schweißnähten genau fest. Zur Schadensvermeidung gehört auch das Wissen darüber, wie man systematisch die Ursache eines Schadens ermittelt (Kapitel 6). Besonders nutzwertig ist das Kapitel 7 mit insgesamt elf Dokumenten und Checklisten. Angefangen vom Schweißerlaubnisschein über die Schweißanweisung bis zur Arbeitsanweisung zur Sichtprüfung sind dort nützliche Hilfsmittel für die betriebliche Schweiß- und Prüfpraxis zu finden. Die Word-Vorlagen für diese Checklisten und Dokumente gibt es übrigens auch im Downloadbereich zu diesem Buch.