Sonnen- und Wetterschutz: Seit über einem Jahr steht Tim Füldner an der Spitze des Kölner Unternehmens Weinor. Was hat sich verändert, welche Ziele hat er für die Mitarbeitenden und das Unternehmen und welche Rolle spielt der Fach-Handwerker bei der Entwicklung und Montage der Produkte? Diese und weitere Fragen beantwortet er im Interview mit M&T.
Ende Juli ist bekannt geworden, dass bei Weinor einen Datendiebstahl stattgefunden hat. Hat das Einfluss auf Ihre Marktbearbeitung und die Kommunikation mit Ihren Fachpartnern?
Ja das ist richtig, die Behörde ermittelt gegen fünf mittlerweile freigestellte Weinor-Mitarbeiter wegen des Verdachts auf Verletzung von Geschäftsgeheimnissen. Wir sind betroffen, mit welchem Aufwand unsere hohen und umfassenden Schutzmechanismen bewusst umgangen wurden. Einige der Mitarbeitenden haben Unternehmensdaten im Umfang von mehr als 1,3 Millionen Dateien – vor allem zu Produktentwicklungen – kopiert. Weinor hat unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorgänge alle erforderlichen rechtlichen Schritte eingeleitet. Die Unterstützung und Zusammenarbeit von Weinor und seinen Fachpartnern war und ist von den Vorgängen nicht beeinträchtigt.
[Anm.d.Red.: Einzelheiten dazu siehe Artikel unten]
Nach über einem Jahr in der Position – was waren für Sie die größten Herausforderungen und welche Meilensteine konnten Sie bei Weinor bereits setzen?
Ich bin zu Weinor gekommen zu einem Zeitpunkt, da die Boomjahre vorbei waren, sich die Branche in einer Marktkonsolidierung befand und immer noch befindet. Die Herausforderung bestand vor allem darin, Management- und Arbeitsmodus entsprechend anzupassen. Dazu haben wir eine komplett neue, umfassende Unternehmensstrategie erarbeitet, die jetzt umgesetzt wird. Das trägt dazu bei, dass wir uns besser entwickelt haben als der Markt insgesamt.
„Extrem lange Haltbarkeit ist für mich der beste Ansatz für echte Nachhaltigkeit.“
Tim Füldner, Weinor
Weinor steht für hochwertige Outdoor-Lösungen – wie sehen Sie die Zukunft des Outdoor-Living-Markts in Deutschland und Europa?
Das Potential ist da und es wächst. In den nächsten Jahren gehen viele „Best Ager“ in den Ruhestand und investieren in ihr Zuhause – die finanziellen Mittel dazu sind bei dieser Zielgruppe vorhanden. Generell ändert sich auch bei der jüngeren Generation zum Teil das Freizeitverhalten, viele Menschen verbringen ihren Urlaub zuhause und wollen es dort so schön und komfortabel wie möglich haben.
Zu beachten sind auch die klimatischen Veränderungen mit längeren trockenen und heißen Wetterperioden – Sonnenschutz in jeglicher Form spielt daher eine größere Rolle in Deutschland und deshalb liegen wir mit unseren Produkten durchaus im Trend. Bezogen auf ganz Europa ergibt sich ein differenziertes Bild, die Situation ist von Land zu Land sehr unterschiedlich.

Wie integrieren Sie Nachhaltigkeit und Digitalisierung in die Strategie und Produktentwicklung?
Wir leben Nachhaltigkeit im Unternehmen sehr konsequent, das beginnt beim Einkauf unserer Rohstoffe und Materialien und endet bei genauer Analyse unserer Fertigungsprozesse und der Schulung unserer Mitarbeitenden. Den größten Beitrag zur Nachhaltigkeit liefert Weinor aber mit den Qualitätsprodukten selbst: Funktionalität und Langlebigkeit sind zwei unserer Kernmerkmale, dafür steht die Marke Weinor seit langem. Damit unterscheiden wir uns deutlich von anderen Anbietern, deren Produkte vielleicht nach kürzerer Nutzungszeit ersetzt werden müssen. Extrem lange Haltbarkeit ist für mich der beste Ansatz für echte Nachhaltigkeit.
Digitalisierung bedeutet neben dem, was wir im Unternehmen realisieren, vor allem unsere Fachpartner auf diesem Transformationsprozess konstruktiv zu begleiten. Ein Beispiel dafür ist der Weg vom E-Shop als Instrument mit letztlich reiner Bestellfunktion hin zu ´MyPortal´, der Weinor-Kundenplattform für digitale Geschäftsprozesse. Hier arbeiten wir gerade an neuen Bausteinen, die wir im Herbst vorstellen werden.
Welche Rolle spielt das Fachhandwerk in Ihrer Unternehmensphilosophie – und wie fördern Sie die Partnerschaft mit Ihren Vertriebspartnern?
Die Fachpartner sind unsere ´Heroes´, ohne sie können wir nicht erfolgreich sein. Unsere neue Unternehmensstrategie zielt unter anderem darauf ab, die Vertriebspartner in ihren lokalen Märkten und als lokale „Weinor-Marke“ noch stärker zu unterstützen. Das machen wir, ohne dabei dominant zu werden.
Die Authentizität der Fachpartner vor Ort macht ihre Stärke aus und so profitieren beide Seiten davon, wie sie bei den Endkunden wahrgenommen werden. Konkrete Unterstützung reicht von der Ausstellungsplanung bis zur Verkaufsförderung, umfasst aber genauso Know-how-Transfer. Der wiederum ist keine Einbahnstraße, sondern wir lassen uns gern von unseren Fachpartnern Feedback geben, denn nur in der Symbiose können wir Akzente im Markt setzen.
Was möchten Sie als Geschäftsführer langfristig in der Unternehmenskultur und Markenidentität von Weinor verankern?
Das zentrale Stichwort für mich heißt, bezogen auf die Unternehmenskultur, ´Verantwortung´. Ich möchte erreichen, dass unsere Mitarbeitenden Verantwortung übernehmen für das, was sie tun. Ich arbeite gern mit Menschen zusammen, die sich an der richtigen Stelle im Unternehmen berufen sehen, die stolz sind auf ihren Verantwortungsbereich und ihre Leistungen.
Im Hinblick auf die Markenidentität geht es für mich darum, dass wir noch viel stärker als bisher auf die Wünsche unserer Endkunden eingehen, ermitteln, was sie wirklich wollen für ihre individuelle ´Draußenwelt´. Wenn es uns gelingt, Werte zu schaffen und Nutzen zu generieren, sind die Kunden auch bereit zu investieren.
Welches Produkt aus Ihrem Portfolio mögen Sie am liebsten und warum?
Ein solches Lieblingsprodukt habe ich eigentlich nicht. Mir gefällt zunächst das Programm als Ganzes, und mit Blick auf die einzelnen Systeme gibt es überall Details, die Spaß machen. Insofern lässt sich da kein Produkt besonders herausheben.