Der Gewinner des Deutschen Metallbaupreises 2015 in der Kategorie Treppen und Geländer sind die Balkone eines außergewöhnlichen Hotels in der Therme in Erding. Die fließende Form der Geländer war eine besondere Herausforderung.
Der erste Platz in der Kategorie „Treppen und Geländer“ des Deutschen Metallbaupreises 2015 wurde von der Jury an das innovative und ungewöhnlich gestaltete Balkongeländer an den Balkonen eines Hotels in der Therme Erding vergeben, das die Hammer Stahl-Manufaktur entworfen, konstruiert, gefertigt und montiert hat. Das Hotel „Victory“ in der Therme Eding ist dem Großsegler Lord Nelsons nachempfunden und soll den Gästen ein Schlaferlebnis „auf hoher See“ bieten. Bei der Planung der Jachtzimmer sollte beim Blick aus dem Zimmer eine Ansicht geschaffen werden, die einem Schiffsbug entspricht, gleichzeitig aber auch sehr transparent wirkt und den Blick nach draußen freigibt.
Glas extra nachgewiesen
Die Betonplattformen in Bugform mit einbetonierten Edelstahlanschraublaschen waren bereits montiert, als der Metallbauer mit dem Auftrag konfrontiert wurde. Es galt eine Möglichkeit unter Einbeziehung der Laschen zu finden, bei der die Geländerpfosten frei platzierbar sind und dennoch eine ausreichend statische Festigkeit erreichen. Mit einer an den Laschen befestigten Stahlsichel, die auf den Rand der Balkone gelegt wurde und exakt der Kontur angepasst ist, wurde die Lösung gefunden.
Um die Pfosten zu reduzieren und keine Klemm- oder Punkthalter einzusetzen, wurde ein freitragender Obergurt entwickelt, der eine entscheidende statische Funktion hat. Die nun zweiseitig eingespannten Glasscheiben bestehen aus teilvorgespanntem Verbundsicherheitsglas. Die insgesamt 384 eingesetzten Scheiben mit den Abmessungen von bis zu 1.618 mal 1.031 Millimeter sind allesamt Schablonenmodelle. Die gesamte Glasfläche beträgt rund 502 Quadratmeter. Das Münchner Büro von Prof. Dr. Ömer Bucak bewertete die Stahl-Glaskonstruktion und erbrachte den Nachweis für das Glas.
Konstruktive Besonderheiten der sehr transparent wirkenden Geländer sind auch die Erweiterung der Balkonfläche durch die nach außen geneigten Scheiben und durch das nach Kundenwunsch leichte Ansteigen der Geländer in Richtung Gebäude, um eine fließende Form zu erhalten. Die Konstruktion wurde mehrfach statisch und konstruktiv optimiert.

Ausgleich für die Bautoleranzen
Besondere Herausforderungen ergaben sich auch durch die großen Toleranzen am Bau, die letztlich durch spezielle Stahlkonsolen und Distanzstücke ausgeglichen werden konnten. An einer Lasche konnten gleichzeitig zwei Balkone am Gebäude befestigt werden.
Die Geländer wurden in der Werkstatt soweit wie möglich in zwei Hälften vormontiert. Für den Transport wurden spezielle Transportgestelle aus Holz gebaut und auf der Baustelle erfolgten das Zusammensetzen der Balkonhälften, die Verglasung und die Versiegelung.Die Jury ist der Meinung, dass das gekürte Siegerobjekt mit seiner gelungenen und ungewöhnlichen Gestaltung in Form eines gläsernen Bugs, der durchdachten Konstruktion und der sehr flexiblen und sauberen handwerklichen Ausführung in ausgezeichneter Art und Weise die Kriterien des Wettbewerbs erfüllt. Die sehr filigran und transparent wirkenden Balkongeländer unterstreichen auf bemerkenswerte Art und Weise den maritimen Charakter des Hotels und erfüllen ausgezeichnet die Vorstellungen des Bauherrn.